Mit der Hauszwetschge fing alles an

Ihre langjährige Erfahrung und ihren Sachverstand rund um das Thema „Obstbrand“ lassen Edelbrand-Sommelier Christian Eder vom Wachingerhof und seine Weggefährten auch bei der Aktion „Bad Feilnbach brennt“ walten. Foto Strim
Interview mit Christian Eder, Edelbrand-Sommelier aus Bad Feilnbach
Bad Feilnbach – Unter dem Motto „Bad Feilnbach brennt“ bieten acht ausgesuchte Bad Feilnbacher Obstbranderzeuger am kommenden Sonntag, 26. Mai, von 10 bis 18 Uhr Einblick in ihre traditionsreiche Kultur der Obstbrennerei (wir berichteten). Dazu sprachen wir mit Christian Eder, Edelbrand-Sommelier vom Wachingerhof in Bad Feilnbach. Er ist einer der Vertreter, die sich mit Sachverstand und vor allem Geduld um die Verwertung der ökologisch hochwertigen Produkte der Streuobstwiesen bemühen.
Bad Feilnbach, wegen seines milden Klimas auch als „Bayerisches Meran“ bezeichnet, ist wegen seines traditionsreichen Obstanbaugebiets weithin bekannt. Die Streuobstwiesen prägen das Landschaftsbild im Frühjahr bei der Obstbaumblüte und im Laufe des Jahres – wenn das Wetter mitspielt – durch reiche Obsternte. Mit dem Thema „Bad Feilnbach brennt“, wollen wir, die Obstbrenner, dem „Genießer“ unsere Produkte zum Kennenlernen nahebringen. Gleichzeitig wird den hoffentlich vielen Interessenten ein Einblick in die ökologische und mit viel Sachverstand und Erfahrung betriebene Brennkunst direkt vor Ort gewährt.
Die Verwertung der kostbaren Früchte verbindet auch die Obstbrennerei. Auf diese Bezeichnung legen wir besonderen Wert. Begonnen hat die Tradition vor über 100 Jahren mit der Verwertung der „Feilnbegga Haus-zwetschge“, die sich im Gegensatz zu Äpfeln und Birnen nicht vermosten lässt. Von der Steinfrucht gab es einst reichlich und es lohnte sich, das fruchtige Aroma auch in flüssiger Form über die Destillation zu erhalten. Damit ist eine „trinkbare Landschaft zum Erhalt der Streuobstwiesen unter dem Motto ,100 Prozent Natur‘“ entstanden.
Die Obstbrennerei hat in meiner Familie generationsübergreifende Tradition. Ich selbst habe das Handwerk von der Pike auf vom Vater erlernt. Das Wissen bis zum Edelbrand-Sommelier habe ich durch Kurse erweitert. Auch mein Sohn Simon ist inzwischen Sommelier. Und auch die Vorsitzende vom Obst- und Gartenbauverein Feilnbach-Wiechs-Litzldorf, Gerti Seebacher vom Meisterhof in Wiechs, trägt diesen Titel.
Im Gemeindebereich sind 126 Brennrechte vorhanden. Es gibt auch junge Interessenten, die die Tradition weiterführen und erhalten wollen. Die Obstbrenner tun einiges, diesem Nachwuchs das Handwerk und die Kunst, sauberes und naturreines Obstwasser zu destillieren, schmackhaft zu machen. Ziel ist es dabei, generationsübergreifend die Tradition der Streuobstwiesen und die verantwortungsvolle Verwertung der Produkte zu sichern.
Von 1918 bis 2018 gab es das „Deutsche Brennmonopol“, das dann durch die EU aufgehoben wurde. Seitdem erfolgt eine Zuweisung eines Brennrechts. Voraussetzung ist ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Streuobstwiesen und etwa 50 bis 100 Obstbäumen.
Das hängt von der Witterung eines Jahres ab. Das vergangene Jahr war zum Beispiel ein sehr gutes. Und das Vorletzte, mit lang anhaltender Nässe, Kälte und Frost, erwies sich als das seit Langem ertragsschwächste. Witterungsbedingte Risiken, etwa Hagel, hat es schon immer gegeben.
Das hängt von der jeweiligen Region innerhalb des Gemeindegebiets und dem entsprechenden Obstaufkommen ab. Dort, wo etwa die Feilnbacher Hauszwetschge dem Namen gerecht werdend zu „Hause“ ist, ist der Zwetschgenbrand mehr gefragt. Wo überwiegend Äpfel und Birnen die Landschaft zeichnen, eben das entsprechende Obstwasser.
Eigentlich mag ich jeden. Zu meinen Favoriten gehören der klassische Zwetschgenbrand, gefolgt von der Kirsche, die wie beim Brandner Kasper als wundersame Medizin wirkt.
Mit dem Bus zu den Brennereien im Gemeindegebiet von Bad Feilnbach
Der Aktionstag „Bad Feilnbach brennt“ ist eine Veranstaltung des örtlichen Kur- und Tourismusvereins. Geöffnet sind die acht Obstbrennereien am Sonntag ab 10 Uhr. Bis zum Abend wird aktiv „gebrannt“. Dabei können die Besucher die einzelnen Schritte hautnah mitverfolgen. Gleichzeitig bieten die Höfe auch die Möglichkeit, die Idylle bäuerlicher Kultur hinter der Kulisse „Brennerei“ kennenzulernen. Den ganzen Tag über verkehren Shuttle-Busse im Halbstundentakt, die die einzelnen Brennereien ansteuern. Parkplätze gibt es in der neugestalteten Ortsmitte und an den Brennereien. Die Busse sind von 9.30 bis circa 19 Uhr im Einsatz. Ein Tagesticket dazu ist beim Busfahrer erhältlich. An den Besichtigungsstationen ist für Unterhaltung mit Musik sowie für das leibliche Wohl gesorgt.