Landesausstellung in Ettal

Der mysteriöse Einbaum

von Redaktion

von nadja Hoffmann

Ettal – Die Rosner-Aula des Benediktiner-Gymnasiums in Ettal (Kreis Garmisch-Partenkirchen) lässt sich wunderbar für Theaterstücke und Schulfeiern nutzen. Bislang zumindest. Denn schon jetzt ist die Halle eine Baustelle, bis Mai soll sie nicht wiederzuerkennen sein. „Wir werden einen Urwald einrichten“, kündigte Dr. Margot Hamm an und ihre Augen leuchteten. Die Projektleiterin für die Landesaustellung 2018 vom Bayerischen Haus der Geschichte möchte einen ganz besonderen Rahmen für eines der hochwertigsten Exponate schaffen: einen so genannten Einbaum, 3000 Jahre alt und von den Kelten geschaffen.

Gestern wurde das 13,5 Meter lange Boot vorgestellt. Und zwar zum ersten Mal überhaupt. Bislang schlummerte das Schmuckstück im Archiv der Archäologischen Sammlung in München. Dort gibt es keinen Präsentationsraum, der groß genug wäre. „Deshalb sind wir sehr glücklich, den Einbaum mal der Öffentlichkeit zeigen können“, sagte Direktor Prof. Rupert Gebhard. Er erinnerte daran, wie der zwei Tonnen schwere Stamm Ende der 1980er-Jahre im flachen Wasser vor der Roseninsel im Starnberger See gefunden worden war. Es zeigte sich bei der Untersuchung: „Der Baum, eine Eiche, wurde im Jahr 900 vor Christus gefällt.“

Unklar bleibt, wofür das Gefährt, in dem bis zu 14 Männer Platz hatten, diente. Die Fischerboote der damaligen Zeit seien nämlich deutlich kürzer gewesen. Deshalb meinen die Experten, dass der Einbaum für mystische Zwecke, vielleicht für See-Prozessionen diente. Damit würde er zugleich an die Vorlieben von Bayerns Märchenkönig Ludwig II. erinnern, sagte Gebhard mit einem Augenzwinkern. Letztlich gibt es zum Baum aber nur Vermutungen. „Er ist uns auf vielfache Weise ein Rätsel.“

In der Landesausstellung, die von Mai bis Oktober 2018 unter dem Titel „Wald, Gebirg und Königstraum. Mythos Bayern“ rund um das Kloster Ettal stattfindet, kommt dem 3000 Jahre alten Baum eine besondere Rolle zu. „Er wird ein Zeichen sein für die Ewigkeit von Landschaft und Wald“, hieß es gestern von offizieller Seite. „Das Bindeglied zwischen gestern, morgen und heute.“

Artikel 9 von 11