München – Am Gipfel stehen, das Bergpanorama vor Augen und die Sonnenstrahlen auf der Nase: Damit das nicht nur geübte Wanderer erleben können, engagiert sich der Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte unter dem Motto „Bergerlebnis für alle“ verstärkt für den barrierefreien Ausbau seiner Anlagen.
Obwohl in diesen Tagen viele Bahnen den Skibetrieb aufnehmen, betonte Verbandsvorsitzender Peter Schöttl gestern: „Seilbahnen sind nicht nur Winter-, sondern auch Sommerbahnen.“ Das belegen die Zahlen: Fast die Hälfte der 9,5 Millionen Besucher, die der Verband in der vergangenen Saison bei seinen 120 Mitglieds-Bahnen verzeichnete, kamen im Sommer. Doch selbst im Winter wollen viele nicht nur zum Skifahren in die Berge, sondern auch, um die Aussicht zu genießen und Sonne zu tanken.
Weil neben behinderten Menschen auch Senioren sowie Familien mit Kleinkindern und Kinderwagen den Weg nach oben zu Fuß oft nicht schaffen, wollen die Seilbahnen inklusiver werden. „Investitionen in größere Kabinen, breitere Wege oder die gute Erreichbarkeit der Anlage und die Parkplatzsituation vor Ort heißen alle Gäste willkommen“, sagte Schöttl. Nicht nur die: Von Rampen statt Treppen profitieren die Beschäftigten ebenfalls – beispielsweise beim Schneeräumen.
Freilich sei es aufgrund der natürlichen Gegebenheiten nicht überall möglich, Bergbahnanlagen komplett barrierefrei zu gestalten. Neubau-Projekte jedoch würden so rollstuhlgerecht wie möglich geplant – wie die Seilbahn an der Zugspitze, die am 22. Dezember eröffnet wird.
Insgesamt 190 Millionen Euro haben die Seilbahnbetreiber seit 2015 in den barrierefreien Ausbau und die Umrüstung ihrer Bahnen investiert. Den Nebelhorngipfel in Oberstdorf (Kreis Oberallgäu) können Besucher nun zum Beispiel auf dem 100 Meter langen Nordwandsteig problemlos mit Rollstuhl oder Kinderwagen umrunden – atemberaubender Blick 600 Meter nach unten inklusive. „Sie fühlen sich wie ein Bergsteiger in einer Felswand. Aber Sie müssen kein Alpinist sein“, sagte Schöttl.
Viele der 120 Bergbahnen in Bayern seien bereits barrierefrei. Einen Überblick über zertifizierte Anlagen gibt es im Internet unter www.seilbahnen.de.
Magdalena Höcherl