Erste Ergebnisse der Öffentlichkeitsfahndung

Hinweise auf weitere Opfer des Todespflegers

von Redaktion

Ottobrunn – Der 36-jährige Pole Grzegorz Wolsztajn, den Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag als mutmaßlichen Todespfleger präsentiert haben, soll Rentner Franz W. (87) aus Ottobrunn (Kreis München) im Februar mit einer Insulinspritze aus Habgier getötet haben. Ein weiterer Mord könnte ihm nachgewiesen werden, in vier Fällen gehen die Ermittler von einem Versuch aus. Nun scheint es immer wahrscheinlicher, dass es noch mehr Opfer gibt.

Denn seit der Veröffentlichung von Wolsztajns Foto und seiner Personalien sind aus ganz Deutschland 26 Hinweise eingegangen. Die Münchner Oberstaatsanwältin Anne Leiding hat die Öffentlichkeitsfahndung so erklärt: „Wir wollen wissen, wo sich der Beschuldigte aufgehalten hat, und wo er angestellt war. Möglicherweise gibt es weitere Todesopfer oder Geschädigte.“ Der Aufruf hat seine Wirkung nicht verfehlt. Innerhalb eines Tages gingen bei der Polizei 26 Hinweise aus ganz Deutschland ein, wie Sprecher Werner Kraus mitteilt. Und diese seien für die Ermittler hilfreich. Denn laut Polizei enthielten acht Zeugenaussagen auch konkrete Informationen über Haushalte, in denen Wolsztajn ebenfalls tätig war.

Nach tz-Informationen kümmerte sich der ungelernte Altenpfleger unter anderem auch in Berlin, Hannover sowie in Nordrhein-Westfalen und in Baden-Württemberg um Senioren. Auch in Bayern wird sein Wirkungskreis offenbar immer größer. So wurde Wolsztajn von deutschen Agenturen auch an Pflegebedürftige in den Landkreisen Forchheim, Fürstenfeldbruck, Kitzingen und Traunstein vermittelt. Neue Todesfälle in Zusammenhang mit Wolsztajns Tätigkeiten seien bislang nicht bekannt. Ebenso wenig, ob der Pole auch hier Senioren bestohlen hat.

Wolsztajn schweigt nach wie vor. Kurz nach seiner Festnahme Mitte Februar gestand er allerdings, dem Ottobrunner Insulin gespritzt zu haben, obwohl dieser gar kein Diabetiker war. Eine Obduktion der Leiche bestätigte den Anfangsverdacht. Franz W.s Blutzuckerwert war extrem niedrig.

Nach BR-Informationen ermittelte die Staatsanwaltschaft Duisburg im Sommer 2017 gegen Wolsztajn wegen Körperverletzung und später wegen Mordes. Denn auch in Mühlheim an der Ruhr soll er einem Plegebedürftigen Insulin gespritzt haben. Der Senior starb zwei Monate später. Ein Haftbefehl wurde nie erlassen. So konnte Wolsztajn weitermorden. Johannes Heininger

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