Oberding – Kommunalpolitik und Asylhelfer im Landkreis Erding sind fassungslos nach einer Entscheidung der Regierung von Oberbayern: Sie veranlasste den Auszug von vier Familien aus der Flüchtlingsunterkunft Oberding, um dort einen Sexualstraftäter unterzubringen. Bei dem Mann handelt es sich um einen abgelehnten Asylbewerber aus dem Senegal, der in der Justizvollzugsanstalt in Bayreuth eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und fünf Monaten vollständig abgesessen hat. Der Straftäter muss nun wieder in einem Asylheim untergebracht werden. Die Regierung will ihn abschieben, doch eine Entscheidung seines Heimatlandes, ob es ihn wieder aufnimmt, steht noch aus.
Andrea Hartung vom Oberdinger Asylhelferkreis sieht die Integrationsarbeit zerstört. Gehen musste zum Beispiel eine alleinerziehende Afrikanerin mit ihrer Tochter (6). „Ihre Betreuerin ist noch total fertig“, sagt Hartung. Beim Abschied am Montag seien Tränen geflossen, nicht zuletzt, weil die Betroffenen bestens integriert gewesen seien. Es handelt sich um insgesamt elf Personen aus Afghanistan, Iran und Afrika. Darunter ist eine schwangere Frau.
Die Familien haben den Landkreis Erding am Montag verlassen müssen und befinden sich nun in einer Münchner Unterkunft. Das Erdinger Landratsamt kritisiert in einer Pressemitteilung die Informationspolitik der Regierung und fühlt sich einmal mehr hintergangen.
Die Lokalpolitik habe den Aufbau des Warteraums Asyl im Fliegerhorst und die Umwandlung der Justizvollzugsanstalt in ein Abschiebegefängnis schultern müssen, ohne vorher in die Planungen einbezogen worden zu sein. Das Landratsamt fordert, dass die Regierung ihre Pläne bezüglich der Unterbringung des Ex-Häftlings zurücknimmt. Die Betreuung von Intensivstraftätern sei den ehrenamtlichen Helfern „keinesfalls zuzumuten“.
Die Regierung verweist derweil auf die hohen Sicherheitsbestimmungen für den Senegalesen. Er wird eine Fußfessel tragen und rund um die Uhr von einem Sicherheitsdienst bewacht. In den vier Containern der Oberdinger Unterkunft befinden sich nach dem Auszug der Familien derzeit rund 90 alleinstehende Männer. mas