Unsere Heimatkolumne

von Redaktion

Wer hätte gedacht, dass meiner „Bayerntour“ noch einmal so würdevoll gedacht wird? Wer an der Prien entlang wandert, kommt jetzt nicht mehr an mir vorbei. Denn „mein“ Bankerl ist nun eines von zweihundert Themenbänken, die im Gemeindegebiet von Aschau im Chiemgau Wanderer zum Verweilen einladen.

Ein Plätzchen zum Ratschen, vielleicht auch Treffpunkt für Verliebte beim ersten Rendezvous. Einzigartig der Blick auf Schloss Hohenaschau, Kampenwand und Zellerhorn, die Pfarrkirche „Darstellung des Herrn“. Dass es für mich eine ganz besondere Freude ist, auf meinem „eigenen“ Bankerl zu sitzen, versteht sich von selbst. Übrigens steht die Ruhebank in guter Gesellschaft. Unter anderem durfte sich der Schauspieler und Aschauer Bürger Christian Wolff ein kleines Denkmal setzen. „Danke für mein Leben“, sein in Holz verewigter Sinnspruch. Aber auch Hans Clarin, unvergessener „Pumuckl“, sowie Ilse Aigner sind vertreten – die bayerische Ministerin mit einem Dirndl-Bankerl.

Dank an den Kunstmaler Franz Josef Feistl, der die Wunderwerke gestaltet hat. Ankommen, dahoam sein bei sich und seinen Sinnen. Das Bankerldorf – ein Konzept mit Tiefgang. Handy aus, dafür Ohren und Augen auf, damit sich Geist und Seele erholen können, abseits vom Alltagslärm. Damit man auch weiß, wie das geht, finden Wanderer auf dem „Entschleunigungspfad“ originelle Anweisungen.

Den Gong der Kuhglocke schlagen, boarisch meditieren auf der Himmelswiege, einer hölzernen Hängematte, in der Kutscherhaltung einfach loslassen und sich im autogenen Training üben, auf dem Kirchenbankerl das benediktinische Prinzip „ora et labora, bete und arbeite“, das die Menschen im Chiemgau seit Jahrzehnten geprägt hat, auf sich wirken lassen.

An der „Futterstelle“ ist es dann Zeit für eine zünftige Brotzeit. Bayrisch chillen und sich an Hermann Hesse erinnern: „Bäume sind Heiligtümer, wer mit ihnen zu sprechen vermag, erfährt die Wahrheit, erlebt die Heimat, erfasst das Glück“. Heute hätte er vielleicht noch hinzugefügt: Es gibt kein WLAN im Wald, aber ich verspreche dir, du wirst eine bessere Verbindung finden.

Das Ziel ist der Weg. Wer das Bergsteigerdorf Sachrang besucht, ist in jedem Fall auf dem richtigen Pfad: Die „WaldApotheke“ lädt dazu ein, Bäume und ihre Heilkräfte kennenzulernen, sich mit neuer Energie aufzutanken. Vielleicht mit den neu erworbenen Kenntnissen über heilende Inhaltsstoffe von Blüten, Blättern und Rinden nach dem Urlaub die Hausapotheke ergänzen?

Wanderlust – 57 Prozent aller Deutschen lieben es, regelmäßig ihre Heimat zu Fuß zu erkunden. Das durchschnittliche Pensum, laut einer Studie des Wanderinstituts in Marburg: 15 Kilometer in vier Stunden. Das Selbstwertgefühl steigt schon nach fünf Minuten. Ganz nebenbei: Sagenhafte 12 Milliarden werden jedes Jahr fürs Wandern ausgegeben, für Schuhe, Kleidung, Übernachtung und Transfer. Einfach losgehen, im wunderschönen Chiemgau den Alltag hinter sich lassen. Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ ist längst zum geflügelten Wort geworden. Wo Sie mich finden, ist jetzt sonnenklar, oder? Ich werde mein wunderschönes Bankerl fleißig besuchen und mich entschleunigen. Kimm und hock di nieder…

In diesem Sinn –

herzlich

Ihre Carolin

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