Tegernsee – Ein Bild, das einen gesellschaftlichen Aufstieg nicht besser dokumentieren könnte: Eine Frau im mittleren Alter sitzt am Steuer eines Porsches, sie trägt Pelz und wirkt zufrieden. Doch jetzt rankt sich ein dunkles Geheimnis um die Dame vom Tegernsee: Sie soll ihren Ehemann umgebracht haben.
Katherina S. (Name geändert) wurde am 6. Februar wegen dringenden Verdachts des Mordes festgenommen, sie sitzt seither in U-Haft. Der Vorwurf der Ermittler: Die 47-Jährige soll am Tod ihres 60-jährigen Mannes Hans S., einem früher in München praktizierenden Augenarzt, schuldig sein. Ihr Mann war am 8. August 2018 vormittags leblos in seinem Bett aufgefunden worden. Sein hinzugerufener Hausarzt konnte allerdings nur noch seinen Tod feststellen (wir haben berichtet). Doch eine natürliche Ursache, beispielsweise durch eine lebensbedrohliche, langwierige Erkrankung, ließ sich nicht feststellen – die Polizei wurde verständigt.
Das ist auch das normale Vorgehen in so einem Fall. Es folgten Obduktion und lange Ermittlungen. Schließlich gab es genug Indizien für die zuständige Staatsanwaltschaft München II, einen Haftbefehl wegen Mordes zu erwirken. „Einem rechtsmedizinischen Gutachten zufolge ist die Todesursache eindeutig im Bereich Fremdeinwirkung zu suchen“, erklärte Alexander Huber vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim nach der Festnahme. Seither ist Katherina S. in Untersuchungshaft.
„Angaben als Beschuldigte zur Sache hat sie nicht gemacht“, berichtete die Münchner Oberstaatsanwältin Andrea Mayer. Als Zeugin habe sie sich aber eingelassen. Das bedeutet, dass diese Aussagen vor der Verhaftung gemacht worden waren. Ansonsten halten sich die Ermittler bedeckt. Zum Motiv oder einer Tatwaffe gibt es keine Angaben.
Der Arzt und seine Frau waren in ihrer Wohngegend durchaus vom Sehen und auch vom kurzen, freundlichen Grüßen bekannt. Hans S. soll aber zuletzt angeschlagen gewirkt haben. Möglicherweise lebten die beiden in Tegernsee sogar in zwei verschiedenen Wohnungen, allerdings in der Nachbarschaft. Für eine Wohnung hatt Katherina S. zwei Monate vor Auffinden der Leiche eine Nutzungsänderung zu einer Ferienwohnung öffentlich bekannt gemacht. Für die Witwe des Arztes ist der begehrte Tegernsee schon lange ihr zweites Zuhause. Früher noch unter anderem, typisch bayerischen Namen. Geboren wurde Katherina S. allerdings in Bulgarien, wo sie einen medizinischen Beruf erlernt haben soll.
Half ihr dieses Vorwissen? Denn nach Informationen unserer Zeitung soll eine Spritze bei der Tatbegehung eine Rolle gespielt haben. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich dazu nicht. Bei der Kripo Miesbach wurde wegen des Mordes eine Arbeitsgruppe gebildet. Die Ermittler hatten vor zwei Wochen angekündigt, dass sich die Untersuchungen noch länger hinziehen könnten.