UNTER MEINEM WEISS-BLAUEN HIMMEL

Himmelfahrt und Vatertag – doppelt hält besser

von Redaktion

VON CAROLIN REIBER

„War am Sonntag Christi Himmelfahrt?“ Als ich im Vorübergehen diese Frage eines jungen Mädchens hörte, traute ich meinen Ohren nicht. Da war wohl jemand so gar nicht bibelfest: Nein, immer 39 Tage nach Ostersonntag und immer am Donnerstag, das weiß doch eigentlich jedes Kind! Da Ostern 2019 recht spät war, schiebt sich der Feiertag dieses Jahr ans Monatsende.

Und was hat der Vatertag am 30. Mai mit Christi Himmelfahrt zu tun? Lektüren im Internet für Abc-Schützen liefern eine Erklärung: „Der auferstandene Jesus blieb vierzig Tage lang bei seinen Jüngern und fuhr dann zum Himmel – zu seinem Vater.“ Ein Hochfest für alle Christen, seit 1934 gesetzlicher Feiertag. Aber eben auch ein Hoch auf die Väter. Ein geteiltes Datum also.

Die Idee, nicht nur Mütter an einem ganz bestimmten Tag zu ehren, sondern auch die Väter, stammt (natürlich) von einer Frau. Sonora Smart Dodd organisierte 1910 in Washington die erste Feier – im Gedenken an die tapferen Soldaten des Sezessionskriegs und als Dankeschön für alle jene verwitweten Väter, die ihre Kinder nicht ins Waisenhaus gaben, sondern selbst aufzogen. Präsident Richard Nixon erklärte 1974 den Vatertag per Gesetz zum Feiertag.

Auf große Paraden zu ihren Ehren, wie es in den USA Tradition ist, mussten die Väter in Deutschland verzichten. Als sich der Vatertag Ende des 19. Jahrhunderts etablierte, nahmen sich die Herren lieber eine feucht-fröhliche Auszeit. Allerdings wurde er auch schon im Mittelalter gefeiert, wo laut Überlieferung in diesem eher düsteren Zeitalter Alkohol bereits eine größere Rolle als das Weihwasser gespielt hat. Wanderungen mit dem Bollerwagen, in denen sich die Bierflaschen gut transportieren lassen. Egal, ob man Vater ist oder noch Junggeselle – es ist ein Riesenspaß.

Dennoch: Ein bisschen ist der Vatertag in die Jahre, besser gesagt, aus der Mode gekommen. In einer Umfrage gaben 91 Prozent der 2000 Befragten an, dass sie den Vatertag lieber zu Hause verbringen. Dieses Jahr bietet sich dieser sogar für einen Familienausflug an: Wer den Freitag nach Christi Himmelfahrt frei macht, kann mit nur vier Urlaubstagen gleich neun Tage lang ein Ferienziel buchen. Ein doppeltes Geschenk.

Christi Himmelfahrt und Vatertag – da könnte es sich doch nicht besser fügen, dass am 1. Juni weltweit ein Mann gefeiert wird, den im afrikanischen Lambarene Hunderte von Kindern „Papa“ nannten: Albert Schweitzer. Gedenktag für den großen Arzt, Theologen, Philosophen, Friedensnobelpreisträger, Weltbürger, Menschenfreund.

Als junges Mädchen stellte ich mir Albert Schweitzer oft vor, wie er im tropischen Regenwald Kinder heilte und ein Lächeln auf ihre Gesichter zauberte. Ja, und manchmal malte ich mir sogar aus, wie es wohl sein würde, in seinem Team zu wirken. Carolin als Krankenschwester im tiefsten Urwald!

1913 hatte der gebürtige Elsässer das Hospital gegründet. 1964, ein Jahr vor seinem Tod, übergab er die ärztliche Leitung an den Schweizer Arzt Axel Munz. Erkennen würde Albert Schweitzer sein Lebenswerk sicher nicht mehr. Heute steht in Lambarene eine hochmoderne Poliklinik mit Forschungslabor, Kindergarten und Schule. Mehr als 5000 Patienten werden jährlich stationär aufgenommen, 25 000 ambulant behandelt. Jeder Bedürftige wird, wie zu Schweitzers Zeiten, kostenlos versorgt. Dank einer internationalen Stiftung und Spenden von Hilfsvereinen.

1957 wurde das erste Albert-Schweitzer-Kinderdorf in Deutschland gegründet, er persönlich übernahm die Patenschaft. Auch im bayerischen Pinswang bei Rosenheim finden Kinder und Jugendliche Geborgenheit und Herzenswärme. Hier sind Albert Schweitzers Worte unvergessen: „Ich bin das Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will!“

In diesem Sinn –

herzlich

Ihre Carolin

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