Innsbruck/Kematen – Stopp and Go rollte der Verkehr mitten durch den Ort – stundenlang. So war es an Fronleichnam und auch am Pfingstwochenende. Jetzt können die Einheimischen wieder durchatmen: Die regionalen Fahrverbote des Landes Tirol zeigen Wirkung. „Heute ist es extrem ruhig. Fast schon zu ruhig“, sagt Eva-Maria Wenter, Mitarbeiterin in einer Tankstelle an der Autobahnausfahrt Zirl-Ost bei Innsbruck. „Für unser Geschäft ist es eher weniger gut. Aber für unsere Ortschaften ist es besser.“
Von Samstagmorgen an kontrollierten 40 Beamte an zehn Kontrollstellen rund um Innsbruck Autofahrer, die von der Autobahn abfahren wollten und ließen nur Anwohner oder Touristen mit einem Ziel in der Umgebung durch. Damit will das Land Tirol verhindern, dass Autofahrer bei Stau oder um die Maut zu sparen auf Nebenstrecken durch die Dörfer ausweichen. Bis 15. September soll das nun an jedem Wochenende gelten.
Der Grund: Immer öfter nutzten Urlauber bei Stau auf der Autobahn die Landstraße. Navis leiten über Schleichwege, die früher nur die Einheimischen kannten. „Es war tagelang nicht möglich, mit einem Kind die Straße zu überqueren“, sagt Alexandra Virabisi, die an der Dorfstraße in dem Ort Kematen wohnt, über die Lage an Fronleichnam und Pfingsten. „Als Mutter von einem Sieben- und einem Vierjährigen finde ich schon, dass jeder, der von Norden nach Süden will, auch in Kauf nehmen muss, im Stau zu stehen – und dass die Anwohner sagen: Jetzt ist die Belastungsgrenze erreicht.“
Die meisten Urlauber reagierten am Wochenende einsichtig, hieß es bei der Landesverkehrsabteilung Tirol. „Die Fahrverbote wirken. Insgesamt zeichnet sich ein kooperatives Verhalten der Lenkerinnen und Lenker ab“, bilanzierte Tirols Landeshauptmann Günther Platter. Dem Vernehmen nach gab es aber Debatten mit Motorradfahrern, die sich um beliebte Kurvenstrecken gebracht fühlten. Manche Reisende blieben gelassen. „Wir fahren in den Urlaub“, sagte eine Touristin auf dem Weg nach Italien, als die Beamten sie auf die Autobahn zurückschickten. „Wir haben keinen Stress.“
Allerdings wurden über 1000 Autofahrer zurückgewiesen, berichtete das Land Tirol gestern Abend – allein bei der Ausfahrt Nösslach Richtung Norden waren es 350 Fahrzeuge in nur vier Stunden. Vereinzelt fuhren Autofahrer an den Kontrollen einfach vorbei – in mindestens einem Fall gab es dafür ein Bußgeld.
Die Tiroler Landesregierung will die Verbotszonen noch ausweiten – neben dem Großraum Innsbruck sind weitere Regionen im Gespräch. „Fernpass und Kufstein sind Hotspots, an denen wir schon Maßnahmen gesetzt haben, die wir voraussichtlich verschärfen werden“, twitterte die für Verkehr zuständige stellvertretende Regierungschefin Ingrid Felipe (Grüne). „Und es gibt noch weitere Problemzonen.“ Sie spricht von „Dosierungen“ – dann würde nur eine bestimmte Anzahl von Autos durchgelassen – und Verboten. Schon am kommenden Wochenende könnte es so weit sein. lby/dw