Böller-Bann für den Klimaschutz

von Redaktion

München – Wenn in Bad Tölz am Sonntag das Kurparkfest gefeiert wird, ist zum ersten Mal etwas anders: Es wird kein Feuerwerk geben. Eine ganze bewusste Entscheidung, sagt die Vize-Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier. „Wir feiern gleichzeitig 50 Jahre Heilklima.“ Gesunde Luft und dazu Schwarzpulver-Feinstaub, das passe ganz und gar nicht zusammen, betont sie. Doch die Initiatoren haben sich eine Alternative für ihre Besucher überlegt. Statt Feuerwerk wird es eine Lasershow geben.

Bad Tölz ist nicht die einzige Kommune in Bayern, die seit einiger Zeit auf Laser statt auf Böller setzt. So hat beispielsweise auch das Bergsteigerdorf in Kreuth (Kreis Miesbach) schon zum vergangenen Silvesterfest erstmals eine Lasershow organisiert – und an die Bürger und Gäste appelliert, auf Raketen zu verzichten. Wie Bürgermeister Josef Bierschneider berichtet, kam das gut an. Auch in Garching (Kreis München) ist das Feuerwerk beim Jahreswechsel erstmals durch Laser ersetzt worden.

Nicht nur viele Gemeinde-Chefs gehen das Thema zurzeit an. Die Deutsche Umwelthilfe will in 31 deutschen Städten ein Verbot privater Silvesterböllerei durchsetzen – als Maßnahme zur Luftreinhaltung. Denn beim Silvesterfeuerwerk würden innerhalb weniger Stunden Tausende Tonnen Feinstaub freigesetzt – etwa 16 Prozent der Feinstaubmenge, die jährlich im Straßenverkehr entsteht. Die Anträge der Umwelthilfe richten sich an Städte, deren Innenstädte besonders mit Feinstaub belastet sind. Neben München sind das in Bayern auch Nürnberg, Würzburg, Regensburg und Passau. Für dieses Anliegen will die Umwelthilfe notfalls auch vor Gericht ziehen, kündigte sie Anfang der Woche an.

Die Landeshauptstadt München wird allerdings bereits selbst aktiv. Dort hatte der Kreisverwaltungsausschuss Oberbürgermeister Dieter Reiter vergangene Woche beauftragt, eine Möglichkeit zu schaffen, um Feuerwerke generell zu verbieten. Das Gremium möchte mehrheitlich, dass zwischen Marienplatz und Stachus überhaupt nicht mehr geböllert werden darf. Dafür soll das Kreisverwaltungsreferat eine entsprechende Verfügung erlassen.

Für gemeindliche Verbote fehle jedoch die Rechtsgrundlage, erklärt Ingrid Pongratz, die Bürgermeisterin von Miesbach. „Feuerwerke fallen unter das Sprengstoffgesetz und sind damit Bundesrecht.“ Miesbach setzt deshalb auf Appelle an die Bürger. Einen Weg, den etliche Gemeinden in Bayern momentan gehen. Die Gemeinde Haar im Kreis München organisiert an Silvester seit Jahren ein zentrales Feuerwerk für die Bürger – und bittet sie, das Geld, das sie selbst für Knaller ausgegeben hätten, lieber für bedürftige Mitbürger zu spenden. „Wir haben zur Jahrtausendwende damit angefangen“, berichtet die Rathaus-Sprecherin Claudia Erl. Seitdem würden jedes Jahr an Silvester 2500 bis 3500 Euro an Spenden zusammenkommen, berichtet sie. „Die Bürgerstiftung rundet den Betrag dann immer noch etwas auf.“ Anfangs sei der Klimaschutz nur ein Nebenaspekt gewesen, berichtet Erl weiter. „In erster Linie wollten wir einen Treffpunkt zu Silvester schaffen.“ Inzwischen habe sich das geändert, der Umweltschutz steht im Vordergrund. „Es gibt sogar immer mehr Stimmen in unserer Gemeinde, die fordern, das Feuerwerk ganz abzuschaffen.“

Auch diese Überlegungen gibt es nicht nur in Haar. Das Flussfestival in Wolfratshausen hat vor wenigen Tagen erstmals ohne Feuerwerk geendet. Bürgermeister Klaus Heilinglechner hatte persönlich interveniert und ein Veto eingelegt. Denn in der Flößerstadt werde Klimaschutz großgeschrieben. Ein Feuerwerk würde diese Bemühungen konterkarieren, findet er. Von einem Böller-Verbot in der Silvesternacht hält er jedoch nichts. Die Bürger müssten selbst entscheiden, ob sie einen Beitrag zum Schutz der Natur und der Tiere leisten wollen, findet er. Aber er kündigte auch an: „Die Stadt selbst wird keine Feuerwerke mehr in Auftrag geben.“ Weder zu Silvester – noch zu anderen Anlässen.  cce/kwo/gab/ddy/lby

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