Regensburg – Nein, eine Majestätsbeleidigung haben sich die Macher vom Museum der bayerischen Geschichte in Regensburg bei ihrer jüngsten Ausstellung nicht zuschulden kommen lassen. „Götterdämmerung II.“ macht einen Hofknicks vor den untergehenden Monarchien im ausgehenden 19. Jahrhundert. Die Ausstellung, die heute offiziell eröffnet wird (ab Mittwoch für Publikum), möchte an „Götterdämmerung I.“ anknüpfen – die große Ausstellung über Ludwig II. 2011 auf Schloss Herrenchiemsee. Eigentlich hätte die neue Ausstellung ebenfalls am Chiemsee stattfinden sollen. Doch der Landkreis Rosenheim sagte ab – und wird das aufgrund der jetzigen Corona-Niedrigzahlen vielleicht bereuen.
Denn das Thema ist ja zugkräftig: Den Besucher erwartet ein gefälliger Streifzug durch die Zeit, als viele europäische Königshäuser nach den Revolutionen 1917/18 abdanken mussten. Nun ja, manche Ausstellungsstücke sind erwartbar: Sissis Brautkranz, ihre Kleider, Porzellan, Marmorbüsten – was halt Königshäuser so in ihrem Fundus hatten. Manches ist auch originell, etwa ein ausgestopftes Gürteltier, das die Wittelsbacherin Therese von Bayern einst – lebend – von einer Südamerika-Reise nach München mitbrachte, „wo es noch etliche Jahre als Haustier lebte“, wie Projektleiterin Margot Hamm erzählt.
Leitidee der Ausstellung, so erläutert Margot Hamm, war die Frage, wie der königliche Hochadel diese Zeit erlebte. Da gibt es viele individuelle Geschichten zu erzählen. Sissi zum Beispiel flüchtete, angewidert von der Repräsentationsgeschäften, in ihre eigene Traum-Welt, die sie sich auf Korfu erschuf. Andere wandelten sich zur erfolgreichen Geschäftsfrau (Herzogin Helene in Bayern) oder wurden gar Arzt (Karl Theodor) oder Wissenschaftlerin (Prinzessin Therese). Erstaunlich viele Königshäuser erlebten menschliche Tragödien. Viel erzählt ist der geheimnisvolle Selbstmord des österreichischen Kronprinzen Rudolf (Tod 1889), der seine junge Geliebte mit in den Tod zog. Sissi wurde 1898 mit einer Feile von einem Anarchisten ermordet. die Zarenfamilie erschossen russische Revolutionäre 1918. Nur die bayerischen Wittelsbacher, von deren Flucht 1918 nach Wildenwart und Anif die Ausstellung auch erzählt, „kamen mit heiler Haut davon“, wie Margot Hamm launig formulierte.
„Götterdämmerung II.“
ab Mittwoch (bis 16. Januar 2022), Die-So 9-18 Uhr; Katalog 24 Euro