Aschheim – Adverbialien statt Ausspannen heißt es in diesen Wochen für so manchen Schüler, der in der sogenannten Sommerschule Wissenslücken nach dem Corona-Schuljahr aufholen will. Gestern machte sich Kultusminister Michael Piazolo (FW) an der Realschule St. Emmeram in Aschheim (Kreis München) ein Bild von dem freiwilligen Zusatzangebot – das nicht ganz unumstritten ist.
„Es war eine große Herausforderung, das Programm umzusetzen“, sagt Schulleiterin Gabriele Frohberg. 48 Kurse gibt es an ihrer Schule über den Sommer hinweg, vom Förderunterricht in den Kernfächern bis zum Erste-Hilfe-Grundlagenkurs. „Ich will nicht verhehlen, dass es ein großes Problem war, Hilfskräfte von außerhalb zu finden“, sagt Frohberg. Denn für jeden externen Helfer mussten die Schulen fast 20 Seiten an Dokumenten ausfüllen, auch ein erweitertes Führungszeugnis war Pflicht. Piazolo verteidigt diesen bürokratischen Aufwand: „Wir müssen halt genau hinschauen, wem wir unsere Schüler anvertrauen.“ Er sieht die Sommerschule als Erfolgsprojekt. In keinem anderen Bundesland sei das so breit aufgestellt worden. Allein 90 Prozent der bayerischen Realschulen nähmen teil. Piazolo verwies aber auch auf Zusatzangebote im neuen Schuljahr, mit denen die Schüler abgeholt werden sollen, die in den Sommerferien nicht noch mal die Schulbank drücken.
Das sind offenbar eine ganze Menge. Das Kultusministerium hat die Zahlen noch nicht erfasst. Aber kurz vor den Ferien hatte der Bayerische Elternverband seine Mitglieder gefragt, wer denn seine Kinder in die Sommerschule schicke. „Das Ergebnis war natürlich nicht repräsentativ“, betont der Landesvorsitzende Martin Löwe, „aber zwischen 80 und 90 Prozent aller Rückmeldungen waren Absagen.“ Nachdem es sich bei der Sommerschule um ein freiwilliges Angebot handle, zeige sich auch hier ein Problem, das in der Schulfamilie immer wieder auftrete: „Die Kinder, die es wirklich nötig hätten, erreicht man häufig nicht.“ Ein Allheilmittel für im Distanzunterricht abgehängte Schüler könne die Sommerschule deswegen nicht sein.
An der Aschheimer Realschule sind es immerhin 81 der 585 Schüler, die das Sommerangebot wahrnehmen. Zum Beispiel der 14-jährige Leon. Er spricht von einem guten Angebot, „weil wir heuer viel Stoff im Schnelldurchgang gelernt haben“.
Auch am Max-Planck-Gymnasium in München läuft die Sommerschule bereits. „Ich war anfangs nicht begeistert, in den Ferien in die Schule zu müssen“, sagt dort etwa die 14-jährige Achtklässlerin Irene Günzel. Aber im Homeschooling habe sie sich oft nicht getraut nachzufragen. Im Klassenzimmer hingegen merke der Lehrer, wenn sie etwas nicht verstehe, und erkläre es ihr. Auch die 14-jährige Clara Schäffler sagt: „Natürlich hätte ich jetzt lieber Ferien. Aber zwei weitere Wochen Schule sind nicht so schlimm.“ do/dg/bs