Erleichterung für den Kita-Alltag

VON KATRIN WOITSCH

München – Tina Staudt ist froh, dass die Zeit der Absperrbänder vorbei ist. Sie ist die Leiterin der Kinderwelt in Hohenbrunn (Kreis München). Doch von einem normalen Alltag in Kita und Kindergarten will sie noch nicht sprechen. Die Gruppen seien noch immer getrennt. „Und die Bürokratie ist ein Wahnsinn“, sagt sie. Alles müsse dokumentiert werden. Ständig gebe es neue Vorschriften oder Hygienepläne, die kommuniziert und umgesetzt werden müssen. Für pädagogische Aufgaben hat sie schon lange keine Zeit mehr.

So wie Staudt geht es vielen Einrichtungsleitern. Der Deutsche Kitaleitungskongress hat 4466 Kitaleitungen in ganz Deutschland befragt. 72 Prozent von ihnen gaben an, dass sich der Personalmangel im Corona-Jahr drastisch verschärft habe, 80 Prozent sagten, dass die tatsächliche Fachkraft-Kind-Relation in der eigenen Einrichtung schlechter sei als empfohlen. Drei Viertel der Befragten fühlen sich durch die Ministerien nicht unterstützt. Wegen der hohen Arbeitsbelastung fallen Fachkräfte aus, die Zahl der Krankschreibungen nimmt zu, fürchtet der Verband Bildung und Erziehung. Er fordert einen deutlichen Personalausbau, mehr Chancen für Quereinsteiger, außerdem müsse die Ausbildung für interessierten Nachwuchs attraktiver und für die Kitaleitungen erleichtert werden.

Zumindest für die Eltern von Kita- und Kindergartenkindern wird der Alltag nun einfacher. Sie müssen bei leichten Krankheitssymptomen keinen negativen Corona-Test vom Arzt oder vom Testzentrum mehr vorlegen. Es reicht auch ein negativer Selbsttest, teilte Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) diese Woche mit. Diese Tests können Eltern kostenlos in den Apotheken erhalten, wenn sie einen Berechtigungsschein der Kita vorlegen. Auch Kindergartenleiterin Tina Staudt freut sich über diese Lockerung. „In der Erkältungszeit ist das eine praktikablere Lösung“, sagt sie. Die Eltern geben jetzt eine schriftliche Bestätigung ab, wenn ihr Kind mit Rotznase in die Einrichtung kommt. „Wir müssen die Kleinen jetzt nicht mehr vormittags heimschicken, wenn uns das auffällt, weil ja ein negativer Test vorliegt.“ Sorgen vor einem höheren Ansteckungsrisiko hat sie von ihren Kollegen noch nicht gehört. Zumindest in ihrer Einrichtung sind fast alle Mitarbeiter geimpft, für Ungeimpfte ist ein Test dreimal pro Woche Pflicht.

Auch das Personal soll durch diese Lockerung entlastet werden, erklärt Trautner gegenüber unserer Zeitung. „Die Erzieher mussten viel mit verzweifelten Eltern diskutieren. Die Bring-Situation wird nun deutlich erleichtert.“ Die alte Regelung stamme aus einer Zeit, in der es kaum Rotznasen gab, sie sei aber in der Erkältungszeit nicht mehr angemessen, betont Trautner. „Aber auch der Schutz der Erzieher ist uns sehr wichtig.“ Sobald Fieber, Husten oder Halsweh dazukommen, müssen die Eltern den Corona-Test beim Arzt oder im Testzentrum machen lassen.

Was die Infektionen angeht, seien die Einrichtungen bisher gut durch die Pandemie gekommen, betont Trautner. „Aber mir ist bewusst, wie groß die Belastung für die Mitarbeiter war. Sie haben sensationelle Arbeit geleistet – und das ist in der Öffentlichkeit leider nicht immer wahrgenommen worden.“ Es sei nun Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen und das Image des Berufs weiter zu verbessern.

Das würde sich auch Jacqueline Fleßa vom bayerischen Kita-Fachkräfteverband wünschen. „Die Pandemie hat die Missstände in den Kitas verstärkt und offengelegt“, sagt sie. „Auf einmal konnten keine Gruppen mehr zusammengelegt werden, wenn Erzieher ausgefallen sind.“ Die Personalnot sei groß – und die Anforderungen an die Erzieher noch größer.

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Montag, 4. Dezember 2023
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