Lungau – Es war eine große Lawine. Etwa 200 Meter breit und 500 Meter lang, berichtet Christoph Wiedl, der Katastrophenschutz-Referent von Lungau. „Teilweise hatte sie eine Tiefe von viereinhalb Metern.“ Ausgelöst wurde sie von einer elfköpfigen Gruppe junger Österreicher, die zu einer Skitour auf der Lackenspitze bei Tweng im österreichischen Lungau unterwegs waren. Sie waren auf dem Anstieg zum Gipfel, als sich am Samstagmittag auf 2400 Meter Höhe das Schneebrett löste. Es riss acht der elf Tourengeher auf dem rund 40 Grad steilen Abhang mit. Drei junge Männer im Alter von 19 und 24 Jahren wurden komplett verschüttet. Alle drei stammten aus Oberösterreich.
Einige Skitourengeher setzten sofort einen Notruf ab. In Lungau wurde von der Bergrettung Alarm ausgelöst. Rund 120 Einsatzkräfte suchten nach den Verschütteten, berichtet Wiedl. Neben fünf Hubschrauber-Teams waren auch Lawinensuchhunde im Einsatz. Die Bergrettungshundestaffel hatte zum Zeitpunkt des Unglück gerade in Obertauern trainiert und war schnell vor Ort. Auch ein Bergrettungsarzt aus dem Pongau war gerade in der Nähe und eilte schnell zum Unglücksort. Trotzdem kam die Hilfe für die Verschütteten zu spät. Zwei junge Männer wurden am Nachmittag geborgen, sie waren mehr als vier Meter tief im Schnee begraben. Einer von beiden war bereits tot, der andere wurde vor Ort reanimiert und schwer verletzt in ein Krankenhaus nach Klagenfurt geflogen. Dort starb der 19-Jährige am Samstagabend, wie die Landespolizei in Salzburg berichtete.
Der dritte Verschüttete wurde erst in den frühen Abendstunden gefunden. Er hatte keine Notfallausrüstung dabei gehabt. Auch für ihn konnten die Rettungskräfte nichts mehr tun, er war bereits tot.
Die fünf weiteren Verschütteten konnten sich teils selbst befreien, teilweise wurden sie von den Einsatzkräften in den Schneemassen gefunden. Zwei 22 und 24 Jahre alte Tourengeher aus Oberösterreich und Schladming in der Steiermark wurden mittelschwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht, die anderen blieben unverletzt.
Die jungen Tourengeher seien gut ausgerüstet gewesen, sagte Anton Schilcher, der Einsatzleiter des Roten Kreuzes, gegenüber dem ORF. Das Gemeindegebäude in Zweng war am Samstag zum Einsatzzentrum umfunktioniert worden. Ein Kriseninterventionsteam betreute die Tourengeher.
In dem Gebiet galt am Samstag oberhalb der Waldgrenze Lawinenwarnstufe drei und damit eine erhebliche Lawinengefahr. Der Wind hatte die Schneemassen zusammengetrieben. Es war das bisher schwerste Lawinenunglück in diesem Winter. In Tirol sind in den vergangenen beiden Wochen zwei Menschen bei Lawinenabgängen ums Leben gekommen.
Auch in der Steiermark wurden am Samstag zwei österreichische Skitourengänger von einer Lawine mitgerissen. Ein 29-Jähriger sei am Sonntagskogel teilweise verschüttet worden. Er wurde geborgen und ins Krankenhaus gebracht. Seine 27-jährige Begleiterin wurde zwar von der Lawine erfasst, konnte aber ihren Lawinenairbag auslösen und wurde nicht verschüttet. In Bayern hingegen ist die Situation in den Alpen bislang noch weniger riskant. Es gilt die kleinste Warnstufe eins. kwo/dpa