BLLV: Zum Schulstart fehlen 4000 Lehrer

von Redaktion

Verband beklagt „Minimalniveau“ und „schräge Notlösungen“ bei Personalplanung

München – Dem Schulstart am heutigen Dienstag sieht der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband mit gemischten Gefühlen entgegen. Der Personalmangel werde für „Dissonanzen“ schon gleich zu Beginn sorgen, sorgt sich BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. „Kurz vor dem Schulstart sehen wir größere Klassen, Kürzungen bei Fächern wie Musik, Kunst oder Sport, bei Förder- und Differenzierungsangeboten, bei Arbeitsgemeinschaften und vielem mehr.“ In vielen Schulamtsbezirken sei auch das Fach Werken und Gestalten in der 1. Klasse gestrichen worden, weil Fachlehrer fehlten. Zudem seien Teilzeit-Lehrer als Klassenleiter eingeplant, in einem Fall in Oberbayern müssen sich laut BLLV gleich drei Lehrer eine Klassenleitung teilen. Zudem wurde dem BLLV berichtet, dass Klassen mit über 50 Prozent Migrationsanteil nicht geteilt werden, obwohl das so vorgeschrieben ist. Insgesamt hätten Schulämter und Schulleiter „auf einem Minimalniveau“ geplant.

Nach Berechnungen des BLLV fehlen allein an Grund-, Mittel- und Förderschulen 4000 Lehrer. Ausgeglichen werden müssten zum Beispiel etwa 1500 schwangere Lehrkräfte – Schwangere dürfen corona-bedingt ab dem Zeitpunkt der Feststellung der Schwangerschaft zu Hause bleiben. Auch die 2020 beschlossenen dienstrechtlichen Maßnahmen, etwa die Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung, rechnet der BLLV dazu.

Die Schulen seien daher zu „schrägen Notlösungen“ gezwungen. So würden als „Lehrkräfte“ – den Begriff setzt Simone Fleischmann hier in Anführungszeichen –mittlerweile auch Fitness-Trainer, Diplom-Übersetzer oder Landschaftsarchitekten eingesetzt, die keine pädagogischen Vorkenntnisse hätten. Insgesamt hat der BLLV 29 Berufsgruppen gezählt, die als Lehrer eingesetzt werden. In einem Regierungsbezirk seien die Zweitqualifikanten, also studierte Gymnasiallehrer, die an Grund- und Mittelschulen eingesetzt werden, alle bis auf einen wieder abgesprungen. Der Grund: Weil auch die Gymnasien Personalmangel haben, wurden sie abgeworben. dw

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