„Hilf mir! Bitte komm!“ – ein Professor vereitelt Trickbetrug

von Redaktion

Mit einer neuen Masche versuchen Gauner am Telefon, hilfsbereiten Menschen Geld aus der Tasche zu ziehen

Herrsching – Es klingelte am Freitagnachmittag, ein Professor ging in seiner Heimatgemeinde am Ammersee sofort ans Telefon. Was er zunächst hörte, entsetzte den über 80-Jährigen. Jemand weinte – er klang wie sein über 50 Jahre alter Sohn. „Er heulte richtig“, sagt der Professor. Dann ein „Hilf mir! Hilf mir! Bitte komm!“ So begann eine neue Masche von Schockanruf-Betrügern, vor den der Pensionär nun warnen will. Denn unmittelbar nach den verstörenden Sätzen mischte sich eine Frau ein, die sich als eine „Anita Bergmann“ vorstellte und angeblich von der Verkehrspolizei war. „Ihr Sohn hat eine Mutter von zwei Kindern totgefahren“, sitze in U-Haft, sie könne ihn aber für 62 000 Euro Kaution vorm Wochenende noch freibekommen.

Der unter Schock stehende Mann ließ sich auf ein Gespräch ein, das eine Dreiviertelstunde dauern würde. Es ging um Bezahlungsmodalitäten. „Natürlich habe ich eine solche Summen nicht im Haus“, sagt der Professor. Der Gegenwert in Gold, selbst ein Aktienverkauf wurde in Betracht gezogen. Man einigte sich darauf, später noch mal darüber zu reden. „Sie wollte um 17 Uhr wieder anrufen“, berichtet der Senior. Ihm kam die ganze Situation komisch vor. Auch weil die Frau zwar reines Deutsch sprach, aber dabei Wörter wie „Gnädiger Herr“ verwendet hatte. „So spricht man doch heute nicht mehr.“ Er rief nun bei der Polizei in Herrsching an, die ihm zunächst den Tipp gab: „Versuchen Sie, Ihren Sohn zu erreichen.“ Das tat er dann auch, und sein Filius erfreute sich bester Gesundheit, hatte niemanden überfahren und war demnach auch nicht in U-Haft.

Punkt 17 Uhr klingelte es dann wieder, Frau Bergmann war am Apparat. Als ihr Opfer sie darüber aufklärte, dass er die Polizei informiert hatte, legte sie sofort auf – ohne sich höflich zu verabschieden. MARKUS CHRISTANDL

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