Das Erbe der Schönheitspäpstin

von Redaktion

Ab 50 Euro geht’s los: Heute wird der Nachlass von Gertraud Gruber aus Rottach-Egern versteigert

Rottach-Egern – Gertraud Gruber, die Schönheitspäpstin vom Tegernsee, ist im März im Alter von 100 Jahren gestorben. Die geschäftstüchtige Frau hat 1955 in Rottach-Egern im Kreis Miesbach die erste Schönheitsfarm Europas eröffnet. Politiker-Gattinnen wie Loki Schmidt waren bei ihr zu Gast, aber auch Stars wie die Kessler-Zwillinge oder die Sängerin Caterina Valente. „Sie war Vorbild und Inspiration für alle Frauen“, sagte Landtagspräsidentin Ilse Aigner nach Grubers Tod.

Jetzt gibt es eine einzigartige Gelegenheit, die Vollblut-Unternehmerin noch mal ganz neu kennenzulernen. Heute ab 15 Uhr wird ihr Nachlass im Münchner Auktionshaus Nusser versteigert. Gruber war eine Sammlerin, der die kleinen, schönen Dinge am Herzen lagen. Heiligenfiguren, Votivkerzen, ein Adressbuch mit Silberdeckel, solche Sachen. Schon ab 50 Euro kann man ein Andenken an die gebürtige Münchnerin ersteigern. Der Erlös kommt sozialen Zwecken zugute. Wer ein bisschen mehr Geld übrig hat, kann für ein Stillleben mit Sommerblumen (Startpreis 250 Euro) bieten oder für ein Ölgemälde aus dem 19. Jahrhundert, das den Kopf eines Bernhardiners zeigt (Startpreis 300 Euro). Über 50 Antiquitäten suchen einen neuen Besitzer. Eine Auswahl: eine Schnitzfigur des heiligen Michael aus dem 18. Jahrhundert (600 Euro), eine Irschenberger Kommode (850 Euro), ein Oberammergauer Reliquienkreuz (80 Euro) – oder doch lieber ein Weihwasserkessel samt Gebetsbuch (50 Euro)?

Gruber unterrichtete Yoga lange bevor es in Mode kam. Trotzdem war sie keine asketische Schönheitspädagogin, das sieht man auch ihrem Nachlass an. Sie bestärkte die Damen, die zu ihr kamen, darin, das Leben zu genießen. Frauen, erzählte sie einmal, neigen dazu, jedes Körperteil einzeln zu kritisieren: Uh, da schau die Oberarme, und da die blauen Adern am Bein. „So ein Unfug“, sagte Gruber. „Wir sollten liebevoll und achtsam mit unserem Körper umgehen, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.“

Zu ihrem 100. Geburtstag wünschte sie sich Brathendl und danach Schokoeis mit Eierlikör. Weil sie wusste, dass das Leben aus Genuss besteht, aus Arbeit, aus Leibesübungen, aber auch aus Gemütlichkeit. Wer dieses Lebensgefühl spüren will, könnte heute für die Nummer 9045 bieten. Ein Ohrenbackensessel, Eiche, mit Vierkantfüßen und Reliefschnitzdekor. Mindestpreis 250 Euro. Viel Glück. STEFAN SESSLER

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