Wolfratshausen – Wiesnbesucher sehen manchmal doppelt. Am 3. Oktober hat das vielleicht nichts mit der letzten Mass zu tun. Denn: Leonie und Sarah Brand aus Wolfratshausen veranstalten dort ein Zwillingstreffen.
Die 30-Jährigen sind nicht nur beste Freundinnen, sondern auch eineiige Zwillinge. Es war ihnen nie wichtig, sich ähnlich zu sein. Aber dann haben sie doch beide ihren Bachelor in Tourismusmanagement gemacht, sie arbeiten beide als Fitnesstrainerinnen und haben gemeinsam ihr Unternehmen „SpatzenRikscha“ gegründet. Mit ihren Rikschas kutschieren sie Fahrgäste durch Wolfratshausen. Sarah sagt: „Unsere Eltern haben es uns offen gelassen, wie viel Zeit wir miteinander verbringen. Aber wir haben nun mal dieselben Hobbys, denselben Freundeskreis.“ Deshalb nehmen sie viele oft nur als Doppelpack wahr: „Wir finden das nicht schlimm, aber wir wollen nicht miteinander verglichen werden“, sagt sie.
Ein Problem, das bestimmt viele Zwillinge kennen. Da hilft es, sich auszutauschen – ein Grund, weshalb die Brands das Treffen veranstalten. Die Idee dazu hatten sie schon vor einer Weile: „Wir waren 2011 in Berlin auf unserem ersten Zwillingstreffen“, erzählt Leonie. „Es war toll, andere Zwillinge zu beobachten, lustige Anekdoten zu teilen oder sich gegenseitig Ratschläge zu geben. Da haben wir uns gefragt – wieso gibt es das nicht in München?“ Also haben die Schwestern die Dinge selbst in die Hand genommen und 2017 ihr erstes Zwillingstreffen auf der Wiesn veranstaltet. Dieses Jahr findet es zum vierten Mal statt.
Zwillinge sind etwas ganz besonderes. Sarah ist überzeugt, dass Zwillinge eine stärkere Bindung haben als normale Geschwister. „Wenn man seinen Zwilling anschaut, weiß man direkt, wie es ihm geht“, sagt sie. Und ihre Schwester Leonie ergänzt: „Wenn wir beim Sport in einem Team sind, können wir genau die Spielzüge des anderen voraussehen.“
Zum Treffen dürfen Zwillinge aller Art kommen: „Nicht nur die ,Super-Zwillinge‘, die alles immer zusammen machen“, sagt Sarah. „Es gibt auch welche, die nicht viel Zeit miteinander verbringen, aber das Event einfach lustig finden und sich austauschen wollen.“ Kinder sind auch willkommen: Die Jüngsten, die für das diesjährige Treffen angemeldet sind, sind erst drei. Deren Eltern können sich mit anderen austauschen: „Viele fragen sich, wie machen andere Eltern das mit der Schule? Lassen sie ihre Kinder zusammen oder getrennt?“, erklärt Sarah.
Aus ganz Deutschland kommen Zwillinge zum Treffen, auch aus Österreich und Spanien hatten die Schwestern schon Besuch. Bislang sind 30 angemeldet. Die Gruppe geht nicht nur ins Bierzelt: Die Zwillinge schauen das Nymphenburger Schloss an, fahren Rikscha, gehen ins Palmenhaus – und dann ins Käferzelt. Wer spontan sein will, kann auch ohne Anmeldung dazustoßen. Denn: „Jeder Zwilling, egal ob alleine oder zu zweit, ist willkommen.“ REBECCA HABTEMARIAM