Dauer-Stau trotz neuem Tunnel

von Redaktion

VON ALEXANDER KRAUS

Oberau – Sonne satt, Temperatur um die 24 Grad – das kommende Wochenende verheißt nichts Gutes. Zumindest nicht aus Sicht der Oberauer, die wieder einen Dauerstau im Ort fürchten. Zwar ist erst Ende Mai der Tunnel Oberau eröffnet worden, der den Durchgangsverkehr umleiten soll. Doch das funktioniert nicht immer. Mit Schrecken berichtet Peter Imminger (CSU) von den Zuständen am vorletzten Sonntag: „Sowas hab’ ich in Oberau noch nie gesehen!“, sagt der Bürgermeister. „Sämtliche Ortsstraßen waren verstopft, es war ein Chaos.“

Der Grund: Viele Autofahrer wählten aufgrund des Staus am Tunnel den Weg durch den Ort. Wegen des guten Wetters herrschte ein enormer Andrang von Tagestouristen ins Loisachtal. Als Nadelöhr hat sich dabei die Stelle am Nordportal der Oberauer Umgehung in Richtung Eschenlohe erwiesen. Hier treffen die beiden Fahrspuren des Tunnels und die Einfädler, die den Ort verlassen, zusammen. „Das ist der Flaschenhals. Da wird es einspurig“, sagt Nadine Heiß, die für den Straßenbau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen zuständige Abteilungsleiterin vom Staatlichen Bauamt Weilheim. Am vergangenen Wochenenden seien mehrere ungünstige Faktoren zusammengekommen: schönes Ausflugswetter, schier unendliche Blechlawinen, Blockabfertigung. Der Schienenersatzverkehr wegen der nach dem Unglück weiterhin gesperrten Zugstrecke ist ein weiteres Problem: Weil die Busse des Schienenersatzverkehrs bei Gegenverkehr nicht um die Kurven kommen, ist eine Ampelschaltung nötig.

Langfristig entschärfen werde die Situation letztlich nur der Auerbergtunnel, sagt Heiß. Er soll aber erst 2028 fertig werden. Was ihrer Meinung die Situation weiter angeheizt hat, waren die Aufforderungen in den Medien, das sonnige Wetter zu nutzen und in die Berge zu fahren – Vorschläge, die offensichtlich viele Autofahrer beherzigt haben. Aus Sicherheitsgründen wird bei Stau im Tunnel die Blockabfertigung ausgelöst, er wird zeitweise gesperrt. Im Tunnel wurde zusätzlich die Geschwindigkeit auf 60 km/h reduziert und zeitweise eine Fahrspur gesperrt. Heiß verteidigt diese Anordnungen. „Wenn die Geschwindigkeit verringert wird, krieg’ ich mehr Autos über den Fahrbahnabschnitt.“

Angelika Allinger-Rank, SPD-Fraktionssprecherin im Gemeinderat, findet es „bedauerlich, dass die Münchner den Ort verstopfen“. Zugleich äußert sie aber auch Verständnis für die Autofahrer, die es probieren, vermeintlich schneller durch den Ort zu kommen, anstatt bei der Blockabfertigung ewig zu warten. Der Verkehr staute sich so lang und zäh, dass etliche Autofahrer ihr Abendessen bei den örtlichen Gastronomen einnahmen. Der Bürgermeister ist alarmiert: Die Blechlawine verstopft die Rettungswege. „Polizei oder Feuerwehr wären da nie durchgekommen.“ Auch Josef Lohr (Freie Wähler), Bereitschaftsleiter der Oberauer Bergwacht, macht sich Sorgen. „Für die Rettungskräfte bestand Gefahr. Da hätte nichts passieren dürfen.“

Um das Verkehrschaos an diesem Wochenende zu begrenzen, hat das Staatliche Bauamt Weilheim mit Gemeinde, Polizei und Verkehrsbehörde eine Neuerung beschlossen: Am Wochenende wird grundsätzlich die Geschwindigkeit im Tunnel Oberau in Fahrtrichtung München auf 60 km/h begrenzt. Wird der Tunnel dennoch gesperrt, wird zusätzlich die linke Fahrspur dichtgemacht, um die Einordnung nach dem Tunnel auf die einbahnige B2-Fahrbahn zu verbessern. Vorsorglich aber warnt das Bauamt: „Mit einem hohen Verkehrsaufkommen ist zu rechnen, da erscheint eine frühzeitige Rückreise sinnvoll.“

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