Viel Gerede um Wrede – war der Bayern-General ein Menschenschlächter?

von Redaktion

Den Fürsten Carl Philipp von Wrede (1767-1838) kennt heute kaum noch jemand. Allerdings gibt es zahlreiche Plätze und Straßen, die in Bayern nach ihm benannt sind. In der Feldherrnhalle steht er in Bronze gegossen – und die einstige, 1936 erbaute ehemalige Verdun-Kaserne im Münchner Norden trägt seit 1972 den Namen des einstigen Feldmarschalls der Bayerischen Armee.

Während die Bundeswehr einstige NS-nahe Soldaten als Namensgeber von Kasernen strikt verbannt hat (so heißt die einstige General-Kübler-kaserne in Mittenwald jetzt Karwendel-Kaserne), war sie bei Soldaten aus früherer Zeit nachsichtiger. Jetzt aber gerät auch Wrede ins Gerede: Der Historiker Jakob Knab aus Kaufbeuren intervenierte bei Brigadegeneral Thomas Hambach, dem als Kommandeur des Landeskommandos Bayern die Kaserne untersteht. Für ihn ist das falsche Traditionsstiftung. Knab sieht Wrede als rücksichtslosen Militaristen, der innere Unruhen gewaltsam niederschlagen wollte und eine wichtige Rolle bei der Unterdrückung republikanischer Studentenunruhen eingenommen habe – namentlich beim Hambacher Schlossfest von 1832. Wir erinnern uns an den Geschichtsunterricht: Das Schlossfest war der Protest freisinniger Bürger, darunter vieler Studenten, gegen die Restauration und Willkür-Herrschaft der Fürsten. Tausende versammelten sich damals in Hambach/Rheinpfalz – und hunderte landeten in Festungshaft.

Als Beleg zitiert Knab einen Brief Wredes an den österreichischen Außenminister Metternich: „Ich bin ja doch wohl kein harter grausamer Mann, aber ich wiederhole, lieber Fürst, ohne Galgen und Rad wird man der Umtriebe in Deutschland nicht Meister. Allein ich versichere, es werden keine drei aufgehänget oder erschossen, und es ist Ruhe.“ Nach den Unruhen während des Schlossfestes ordnete Wrede für den Jahrestag 1833 als Oberbefehlshaber eines 8000 Mann starken Armeekorps „Maßnahmen zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung an“. Zusammenkünfte unter der schwarz-rot-goldenen Kokarde wurden rücksichtslos unterdrückt, es kam zu Gerichtsprozessen gegen die Aufrührer. Letztlich stand Wrede treu an der Seite von König Ludwig I., dem demokratische Umtriebe verhasst waren.

General Hambach hat Knabs Vorstoß rundum abgelehnt. Die Vorwürfe, Wrede sei ein grausamer und prunksüchtiger Befehlshaber gewesen, hätten sich nicht bestätigt, teilte er mit. Wrede habe Armeereformen durchgeführt, die durchaus eine „Traditionswürdigkeit“ begründeten. Freilich sei er ein „Kind seiner Zeit“ und Monarchist gewesen. Für weitere Informationen verweist er auf das Zentrum für Militärgeschichte in Potsdam, wo eine Studie zu Wrede in Vorbereitung sein soll.

Knab gibt jedoch nicht auf: Ein Mitstreiter hat den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags eingeschaltet, um die „skandalös sinnstiftende sowie fatal identitätsbildende Tradition“ zu beenden. Ob die Petition Gehör findet, bliebt abzuwarten. DIRK WALTER

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