Reformation. Ein Unternehmen, das sich der Mode verschrieben hat. „Oh hi, wir sind Reformation“, wird man auf der Plattform im Internet freundlich begrüßt. Die, denen die Firma gehört, sagen von sich, dass sie „reformiert“ sind. Ihre „Mission“ ist es, nachhaltige Mode zu machen. Die kalifornische Designerin Yael Aflalo, Begründerin des Labels, propagiert Recycling, achtet mit ihren Leuten auf Lieferketten, den ökologischen Fußabdruck und auf Klimaschutz, vor allem auf die Menschenwürde der Mitarbeitenden. Reformation. Da hat jemand verstanden, um was es geht.
Reformieren, das beginnt damit, sich darauf zu besinnen, was die eigene Berufung ist. Was sind die Gaben und Fähigkeiten, mit denen man sich selber und anderen wirklich dienen kann? Das mag Design sein, Journalismus, Kunst in allen Spielarten, Kochen, Krankenpflege, Pädagogik, Reden, Tierpflege, Verkauf…
Frank und frei, ohne jede Scheu sprechen die Kalifornier von Mission, weil sie eine haben: die Welt erhalten und miese Zustände ändern. Das geht dann, wenn man versteht, was der Reformator Luther mit Rechtfertigung allein aus Gnaden meint. Jeder Mensch, gleich, wozu er berufen ist, hat Schwächen und Fehler, bekommt vieles wunderbar hin, anderes nicht. Mit dem, was ihm gelingt oder was sie versaubeutelt, woran er scheitert und was ihr glückt, sind sie gerechtfertigt allein aus Gnaden – bei Gott gut angesehen.
Dass man auf diese gelöste, erlöste Weise eher bußfertig um Veränderung bemüht ist, wo nötig – und es ist nötig! –, versteht sich von selbst. Das ist gut reformatorisch nach dem Blick auf die eigene Berufung das Nächste: Im dankbaren Blick auf die eigenen Möglichkeiten Leben neu gestalten, sich verändern und verbessern und damit eben auch die Zustände.
„Reformation – wie ein Modelabel die Welt verändert“ heißt es im Internet über die expandierende Firma. Eine mutige Interpretation. Sie ist von der Wirklichkeit ein wenig entfernt. Aber allemal besser, als sich unzufrieden und quengelig in Untergangsvisionen zu aalen. Irgendwo muss man anfangen, stets aufs Neue. Sich selbst reformieren: ein erkennbares Gesicht und klares Profil zeigen. Konkret Gestalt gewinnen und inhaltliche Substanz.
Das passt natürlich auch auf Kirche und andere Institutionen der Gesellschaft, die allesamt wieder mal eine Reformation nötig haben. Aber allein mit dem Finger auf andere zeigen bringt nicht weiter. Zumal der Reformator den einzelnen Menschen in den Blick genommen hat. Damit der getrost und tapfer sein Leben in die Hand nimmt. In Gottes Namen.