Fernpass: Tirol will Maut kassieren

von Redaktion

Der Plan der frisch gewählten Landesregierung: Eine einfache Fahrt soll elf Euro kosten

VON JOHANNES WELTE

München – Urlauber und Ausflügler auf dem Weg nach Tirol oder Italien sind von den österreichischen Nachbarn viel gewohnt: Pickerl, Blockabfertigung, Abfahrtssperren – doch jetzt kommt der nächste Schritt: Tirol will für den Fernpass elf Euro Maut kassieren, um Autofahrer von der Route abzuschrecken.

Für Urlauber aus München, die zum Reschenpass wollen, ist der Fernpass zwischen Garmisch-Partenkirchen und Imst die kürzeste Strecke. Für das Allgäu, das westliche Franken und große Teile Württembergs ist der Übergang ins Inntal auch die kürzeste Verbindung zum Brenner und somit nach Italien. Bislang ist die Fahrt über den 1216 Meter hohen Pass kostenlos, doch die frisch gewählte schwarz-rote Tiroler Landesregierung will das möglichst schnell ändern – so steht es im Koalitionsvertrag von ÖVP und SPÖ. Elf Euro soll die Fahrt für Autos kosten, damit wollen die Parteien die Passage für Auswärtige „unattraktiv machen“.

Einheimische mit dem Kfz-Kennzeichen des Bezirkes Reutte (RE) sollen ausgenommen werden. Lastwagen dürfen die Straße ohnehin nicht passieren. Mit an die 50 Millionen Euro an jährlichen Einnahmen rechnen die Landespolitiker. Weiter heißt es im Koalitionsvertrag: „Die Mauteinnahmen sollen teilweise für regionale, verkehrsbezogene Projekte verwendet werden, um die Bevölkerung zu entlasten.“ Gemeint ist damit ein 1,4 Kilometer langer Tunnel unter dem sich windenden Fernpass sowie eine zweite Röhre für den bestehenden Tunnel der B179 bei Lermoos. Ein Zeitpunkt für die Einführung der Maut wird allerdings ebensowenig genannt wie die exakte Strecke, die mautpflichtig werden soll.

Beim ADAC Südbayern schrillen bereits die Alarmglocken: „Es ist zwar verständlich, dass Tirol etwas gegen den enormen Transitverkehr unternehmen will, die Einführung der Maut für den Fernpass wird aber bestenfalls zu einer Verlagerung des Verkehrs etwa zum Seefelder Sattel führen“, sagt Alexander Kreipl, Sprecher des ADAC Südbayern. Das würde heißen: Mehr Verkehr in Partenkirchen und auf der B2 nach Mittenwald. Kreipl: „Es wird dann schnell eine Diskussion geben, auch dort Maut zu erheben, dann ist die Situation wieder wie zuvor.“

Eines könnte sich Kreipl schon vorstellen. „Der eine oder andere Ausflug von Südbayern nach Tirol wird nicht mehr stattfinden, wenn die Maut fällig wird.“ Die Bahn sei für Urlauber kaum eine Alternative. „Mit dem Zug nach Italien in die Ferien zu fahren, ist leider eine Herausforderung.“ Grafik: adac

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