Höhenflüge und Tiefschläge

von Redaktion

Wahlanalyse: CSU vor allem in Franken stark, FW in Niederbayern, Grüne in Oberbayern

München – Wer war wo besonders stark? Oder besonders schwach? Wir blicken in die Regierungsbezirke – und zeigen, wo die Freien Wähler Volkspartei ist und wo die SPD noch Achtungserfolge erzielte.

CSU-Herzflimmern

In Oberbayern schlägt die Herzkammer der CSU, sagte man früher. Doch diese Aussage stimmt schon seit Längerem nicht mehr. Tatsächlich hat die CSU in den drei fränkischen Regierungsbezirken mit jeweils über 40 Prozent weit stärker abgeschnitten als im Süden Bayerns. Den Topwert erreichte sie mit 41,7 Prozent in Unterfranken, aber auch in Mittelfranken, wo die CSU bei der Wahl 2018 37,7 Prozent geholt hatte, kam sie jetzt über die 40-Prozent-Marke. Markus Söder gewann seinen Stimmkreis Nürnberg-Ost locker mit 41,5 Prozent Erststimmen (vor dem zweitplatzierten Grünen-Kandidaten Elmar Hayern/22,1). In Oberbayern war das Ergebnis mit 34,7 Prozent erneut unterdurchschnittlich. Immerhin: Es ist ein Prozent mehr als noch 2018. Stimmenkönig jedoch wurde ein Kandidat in der Oberpfalz: Finanzminister Albert Füracker holte in Neumarkt 51,3 Prozent.

Niederbayern-Partei

„Wir sind jetzt Volkspartei“, tönte Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger bei der Wahlparty im Augustinerkeller. Das stimmt zumindest für Niederbayern, wo die Partei satte 11,8 Prozent zulegte und auf 29,7 Prozent kam. Allerdings: Die Nase vorn hat auch in Niederbayern – wenn auch knapp – weiterhin die CSU (31,7 Prozent). Herausragend dabei Aiwangers Ergebnis im Stimmkreis Landshut, wo er das Direktmandat gewann. Die FW holten dort insgesamt 32,5 Prozent, in der Stadt Rottenburg a.d. Laaber, Aiwangers Heimatort, sogar 57,2 Prozent. Aiwanger persönlich kam dort auf 65,6 Prozent Erststimmen.

Grün oder Orange?

Obwohl die Grünen Federn lassen mussten, sind sie vor allem in Oberbayern bemerkenswert stark (19,2 Prozent) und rangieren weiterhin vor den Freien Wählern (14,5) auf Platz 2. Das liegt einerseits am München-Ergebnis (30,7 Prozent), andererseits aber auch daran, dass sie in den Landkreisen um München herum weiter stark sind. In der Stadt Freising etwa, wo der Landtagswahlkampf auch von der Diskussion um die 3. Startbahn geprägt war, langte es erneut zu Platz 1 (29 Prozent) vor CSU (25,6) und FW (16,1), in den Stimmkreisen München-Süd (22,4), München-Nord (19,7), Fürstenfeldbruck-Ost (18,6) oder auch Starnberg (21,9) zu Platz 2 vor den FW.

Weiter draußen auf dem Land ist es umgekehrt: Orange vor Grün. So erzielten die Freien Wähler etwa im Stimmkreis Miesbach starke 23,7, im Stimmkreis Mühldorf 22,4 und im Stimmkreis Freising 20,9 Prozent. Das Ergebnis zeigt auch, dass die Freien Wähler besonders bei den Briefwählern stark abschnitten – etwa im Stimmkreis Freising, oder Weilheim (21,7 Prozent Brief, nur 17,4 Prozent Urnenwahl). Hintergrund: Nach Bekanntwerden von Aiwangers Flugblattaffäre, die sich mit dem Beginn der Briefwahl deckte, hatte es einen Solidaritätseffekt gegeben – in Umfragen stiegen die Freien Wähler auf 17 Prozent, zum Schluss sank dieser Wert wieder etwas.

Unter ferner liefen

Eher mau lief es bei der SPD – mit 13,5 Prozent im Stimmkreis Nürnberg-Nord war auch schon das bayernweite Maximum erreicht (knapp dahinter Stimmkreis München-Milberthofen mit 13,3 Prozent). In vielen Landkreisen ist die SPD nur mehr eine Randerscheinung, etwa im Stimmkreis Erding mit 6 Prozent, in Mühldorf mit 4,2 Prozent.

Rechtsaußen

Die AfD feierte vor allem in Ostbayern Triumphe. In Niederbayern kam sie insgesamt auf 17,9 Prozent, in der Oberpfalz auf 17,6 Prozent. Deggendorf (20 Prozent) und Regen (21,8) sind Hochburgen. AfD-Spitzenkandidat Martin Böhm fuhr im Stimmkreis Coburg 17,8 Prozent ein (Zweitplatzierter hinter dem CSU-Konkurrenten). AfD-Champion ist Gerd Mannes im Stimmkreis Günzburg mit 24,4 Prozent Erststimmen. Lokal gibt es starke Widerstände gegen eine ICE-Neubautrasse. die AfD lehnt das pauschal ab. „Gerade in den Gemeinden, die stark von den Planungen betroffen sind, hat die AfD besonders stark abgeschnitten“, sagte der Landrat von Günzburg, Ex-Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU). Doch stur Nein zu sagen, sei keine Lösung. In Oberbayern führte der lokale Protest gegen eine Brenner-Bahnzulaufstrecke nicht zu überragenden AfD-Erfolgen. Der Listenführer der AfD Oberbayern, Andreas Winhart, landete in seinem Stimmkreis Rosenheim-Ost hinter den Bewerbern von CSU, FW und Grünen mit 12,9 Prozent nur auf Rang vier. DIRK WALTER

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