Endspurt für Bayerns Schwammerlsammler

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

München – Pilzexperte Georg Dünzl ist mit dem bisherigen Pilzjahr nicht sonderlich zufrieden: „Es war eindeutig zu heiß und zu trocken“, sagt der Münchner. Nach einem regenreichen Frühsommer hatte der Fachmann zunächst mehr im Wald erwartet. „Doch die Ausbeute war insgesamt mager. Denn bei über 28 Grad stellen Pilze ihr Wachstum ein“, sagt der Experte. Der ständige Wind tat sein Übriges: Er hat den Boden komplett ausgetrocknet. Jetzt im Herbst ist in den Wäldern eigentlich Hochsaison für Schwammerlsucher. Doch was man derzeit findet, ist eher ernüchternd. „In den Wäldern wachsen gerade überwiegend kleine, vertrocknete Parasole“, sagt Dünzl. Für Schwammerlsucher eigentlich keine erfreuliche Ausbeute. Vor dem vergangenen Wochenende war es mit Temperaturen weit über 20 Grad einfach zu heiß.

Der Regen am Sonntag könnte die Lage noch einmal verändern. „Wenn jetzt das Wetter mitspielt, können wir sogar nochmals einen Pilz-Schub bekommen“, hofft der Experte. Sogar Steinpilze seien noch denkbar, wenn es noch mal etwas wärmer wird in den kommenden Tagen. So wie das Anfang September, nach einer regenreichen Woche, der Fall war. „Da gab es für eine kurze Zeit viele Steinpilze.“ Die Pilzsaison geht laut Dünzl bis zum ersten Frost. Den gibt es in einigen Regionen allerdings in diesen Tagen schon. „In manchen Jahren konnte man – wenn es milde Winter waren – sogar bis Weihnachten noch Pilze finden“, erinnert er sich.

Der Klimawandel wirkt sich insgesamt auf das Pilzvorkommen aus: Immer heißere und trockenere Sommer verhindern das üppige Pilzwachstum in den heimischen Wäldern. So ist Pilzexperte Dünzl überzeugt, dass die nächsten Jahre für Schwammerlsucher schwierig werden. Wenngleich es wohl immer wieder Jahre geben wird, die vom Wetter her günstig für die Schwammerl sind. „Aber das lässt sich nicht realistisch vorhersehen.“

Der Klimawandel bringt aber noch ein weiteres Phänomen zutage: Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Mykologie breiten sich aufgrund der globalen Erwärmung Pilzarten in Deutschland aus, die bislang eher im Mittelmeerraum oder südlich der Alpen vorkommen. Als Beispiel nennt Dünzl den Falschen Wiesen-Champignon. „Wir wissen nicht, woher er kommt.“ Diese giftige Art sieht dem beliebten Speisepilz sehr ähnlich. Er kann aber erhebliche Magenprobleme auslösen. Weil sich selbst Fachleute schwertun, den essbaren Pilz vom giftigen zu unterscheiden, würden manche Experten den Wiesen-Champignon bei den Pilzberatungsstellen grundsätzlich aussortieren. „Sicher ist sicher.“

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