Vater und Bruder planten Mord an Jugendlicher

von Redaktion

Weil sie einen Freund hatte, sollte ein Mädchen aus Augsburg sterben – und ihren eigenen Abschiedsbrief schreiben

Augsburg – Zum zweiten Mal binnen eines Jahres stehen in Augsburg zwei Männer vor Gericht, weil sie die Ermordung ihrer minderjährigen Tochter und Schwester geplant und das Mädchen körperlich und seelisch misshandelt haben sollen. Hintergrund der Taten ist die Religion der beiden Jesiden. Die Tochter hatte eine Beziehung zu einem türkischstämmigen Muslim, dies wurde in ihrer Familie nicht akzeptiert.

Das Augsburger Amtsgericht hatte den Vater und den Bruder des Opfers im März unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung bereits zu jeweils drei Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt. Nachdem von den Angeklagten und der Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt wurde, wird der Fall seit Dienstag am Landgericht Augsburg neu verhandelt.

Die Vorsitzende Richterin Claudia Kögel machte klar, dass die Angeklagten nicht mit wesentlich niedrigeren Urteilen rechnen sollten. Eine Bewährungsstrafe hält die Richterin für ausgeschlossen.

Jesiden stammen ursprünglich aus dem Irak, der Türkei, Syrien oder dem Iran. Die beiden Angeklagten sind im Irak geboren. Der 45 Jahre alte Vater ist irakischer Staatsangehöriger. Sein mitangeklagter ältester, 24 Jahre alter Sohn hat zusätzlich auch die deutsche Staatsangehörigkeit.

Wie das erste Verfahren ergab, waren strenge Regeln und Züchtigungen Teil der Religionsausübung in der jesidischen Familie. Der Bruder soll seine Schwester mit einem Gürtel geprügelt haben, nur weil das Mädchen gegen seinen Willen mit der Straßenbahn fuhr. Insbesondere gab es immer wieder Konflikte, weil die Tochter Bekannte hatte, die nicht akzeptiert wurden. Als sie einen Freund hatte, soll bei einem Familientribunal in Anwesenheit der Tochter darüber beraten worden sein, wie das Kind umgebracht werden könnte. Die Schülerin musste sogar einen Abschiedsbrief schreiben, damit ein Suizid vorgetäuscht werden kann. Das Mädchen war zum Jugendamt geflüchtet. Zum Schutz vor ihrer Familie wurde die heute 17-Jährige dann von der Behörde an einem geheimen Ort untergebracht.

„Ich möchte mich für alles entschuldigen“, ließ der 24-jährige Bruder seiner Schwester ausrichten. Der Vater äußerte sich in dieser Form zunächst nicht.

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