Für knapp 17 Millionen Euro wird diese Villa auf Immoscout24 angeboten. © Screenshot
Auch in Rottach-Egern am Tegernsee stehen derzeit einige hochpreisige Immobilien zum Verkauf. © Norbert Achtelik/pa
Tegernsee – Ein Haus am noblen Tegernsee. Früher ein Traum. Jetzt ein Ladenhüter. Eine Suche auf Immobilien-Portalen im Internet zeigt: Derzeit sind im Tal der Reichen dutzende Objekte auf dem Markt. Die Seite „Immoscout24“ listet 59 Häuser zum Kauf in Bad Wiessee, Gmund am Tegernsee, Rottach-Egern und Tegernsee auf. Die meisten millionenschwere Villen – die laut Experte aber wie Blei im Regal liegen. Haus-Stau am Tegernsee.
Da wäre zum Beispiel die exklusive Villa mit Seezugang und eigenem Badesteg in Bad Wiessee: Zwölf Zimmer und 447 Quadratmeter Wohnfläche für 16,9 Millionen Euro. Oder das „Fockenstein“ mit 15 Zimmern und 571 Quadratmetern im gleichen Ort für 13,5 Millionen Euro. Oder ein „historisches Anwesen“ in Rottach-Egern. Für 7,8 Millionen Euro gibt‘s hier 18 Zimmer und 600 Quadratmeter.
In guten Jahren wären solche Häuser schnell weg vom Markt. Doch jetzt haben Makler es richtig schwer, sie zu verkaufen, sagt Luxus-Immobilienmakler Oliver Herbst: „Wir haben derzeit eine Angebotsflut. Es ist aber nicht so, dass alle in Panik geraten und ihre Häuser auf den Markt werfen. Wir haben viel weniger Nachfrage als vor dem Ukraine-Krieg.“
Derzeit herrsche große Zurückhaltung auf dem Markt, sagt Herbst. Aus mehreren Gründen: „Die Menschen sind verunsichert von den Krisen und von den hohen Kreditzinsen. Vor ein paar Jahren lagen sie noch teilweise bei nur 0,7 Prozent, jetzt bei 3,6 Prozent. Da kostet die Finanzierung gleich vier Mal mehr.“
Die Folge: Keiner will Immobilien – nicht mal die Wohlhabenden. Herbst: „Vor vielen Jahren hatte ich bei Luxusimmobilien Unternehmer, Stars und Fußballer als Kunden. Dann kam wegen der niedrigen Zinsen eine ganz andere Klientel dazu. Dieser Käuferkreis ist jetzt komplett weggebrochen. Wir hatten eine richtige Immobilienkrise. Selbst Reiche sind noch zurückhaltend.“
Dennoch wird sich das laut Oliver Herbst bald ändern: „Der Markt dreht sich bald. Das tiefe Tal dieser Krise wurde schon im letzten Herbst durchschritten. Der Meinung waren bei der Immobilienmesse Expo Real alle“, berichtet Herbst. „Ab Mai rechnen wir in der Branche mit einem Angebotsmarkt. Schon jetzt rufen erste Interessenten an, sie trauen sich aber noch nicht zu kaufen. Weil die Zinsen noch hoch sind.“ Warum er hofft? „Wir erwarten in der nächsten Zeit sinkende Zinsen. Wenn die auf zwei bis drei Prozent fallen, werden alle wieder kaufen.“
Sein Rat: „Jetzt sind die Preise noch gut verhandelbar. Mutige kaufen jetzt zu günstigen Preisen und finanzieren um, wenn die Zinsen günstiger sind. Das trauen sich natürlich nicht alle.“
THOMAS GAUTIER