Postkarte war 47 Jahre unterwegs

von Redaktion

Krankenhaus rätselt über Gruss eines ehemaligen Mitarbeiters

Gruß aus der Vergangenheit: Diese Postkarte erreichte die Klinik nach 47 Jahren. © dpa

Altdorf/Rummelsberg – Es ist ein überraschender Gruß aus der Vergangenheit: Nach 47 Jahren ist die Postkarte eines Klinikmitarbeiters aus Mittelfranken an seine Kollegen zugestellt worden. Die Ansichtskarte mit neun Bildern aus dem Schwarzwald ist fein säuberlich mit Schreibmaschine getippt, die Sprache in der Diktion der 1970er-Jahre. „Das fühlt sich tatsächlich ein bisschen wie ein Zeittunnel an, wie bei Zurück in die Zukunft“, erzählt der Leiter des Wichernhauses in Altdorf, Thomas Jacoby. „Und man fragt sich: Wo war diese Karte 47 Jahre lang?“

Jacoby entdeckte die Karte Mitte Januar in der Mappe, in der ihm sein Vorzimmer immer die Post herrichtet. „Wir haben dieses Jahr 100-Jähriges. Ich dachte erst, das stellt uns jemand als nostalgisches Ausstellungsstück zur Verfügung“, schildert Jacoby. Aber dann habe sein Mitarbeiter versichert, dass die Karte ganz regulär mit der übrigen Post mitgekommen sei. Eben jener Mitarbeiter, seit rund 40 Jahren im Wichernhaus beschäftigt, hörte sich daraufhin bei ehemaligen Kollegen um – und tatsächlich konnte sich jemand an den Absender, der heute über 100 Jahre alt wäre, und dessen Reha-Aufenthalt im Schwarzwald erinnern.

Von dort aus hatte der Verwaltungsmitarbeiter der orthopädischen Klinik im Wichernhaus mit Poststempel vom 20.10.1977 an seine Kollegen geschrieben, dass er wohl demnächst nach Hause könne. „Es ist mir wie ein Traum, dass dem so ist, meine Leidenszeit hier ein Ende haben soll, wenngleich noch manches ist an Beschwerden, ein gewisses Auf und Ab“, tippte er. Doch die Karte erreichte ihren Empfänger nicht. 1980, drei Jahre nach dem Abstempeln, zog die orthopädische Klinik um, von Altdorf in das acht Kilometer entfernte Rummelsberg (Landkreis Nürnberg Land). Das Wichernhaus in Altdorf blieb als Einrichtung der Behindertenhilfe bestehen.

Dessen Leiter Jacoby sorgte nun dafür, dass die Karte am Ende tatsächlich in der orthopädischen Klinik in Rummelsberg ankam. Dort hängt sie derzeit noch an der Pinnwand des Pressesprechers. „Aber ich denke, die wird in der Vitrine, wo unsere ganzen Auszeichnungen hängen, einen Ehrenplatz finden“, betont Dominik Kranzer.

Wo die Karte die ganze Zeit über steckte? „Das kommt tatsächlich ab und zu mal vor, nachvollziehen können wir es nicht“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Post. Für Postkarten gebe es keine Einlieferungs- und Auslieferungsdokumentation. Es sei möglich, dass jemand die Karte auf dem Dachboden gefunden und jetzt zum Spaß noch einmal eingeworfen habe. Oder dass sie irgendwo in einer Maschine hängengeblieben oder in einer Briefträgertasche unter den Boden gerutscht und jetzt gefunden worden sei. „Aber das ist natürlich alles Spekulation“, sagt die Sprecherin der Post.
DPA

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