Der Flughafen München meldet Wachstumszahlen. © Foto: Sven Hoppe/dpa/Grafik: FMG
München – Kaum eine Branche wurde so von der Corona-Krise gebeutelt wie das Fluggeschäft. Auch zwei Jahre nach Ende der Pandemie hinkt der Flughafen München früheren Erfolgszahlen hinterher – wenngleich es aufwärts geht, wie Flughafen-Chef Jost Lammers bei der Vorstellung der Bilanz 2024 sagte.
Das Passagieraufkommen lag im Jahr 2024 bei rund 41,6 Millionen Reisenden – 4,5 Millionen (plus zwölf Prozent) mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: 2019 zählte man 47,9 Millionen Passagiere, dieses Niveau ist noch nicht erreicht. Ähnlich ist es bei der Zahl der Flüge: Gut 327 000 An- und Abflüge wurden gezählt, 25 000 (plus 8,3 Prozent) mehr als noch 2023. Aber auch hier wurden früher höhere Zahlen erreicht: Die Rekordjahre 2007 und 2008 mit je 432 000 Flügen bleiben unerreicht. Lammers rechnet aber damit, dass der Airport „in zwei bis drei Jahren“ wieder auf Vor-Corona-Niveau liegen wird, wie er unserer Zeitung sagte. Das wären dann wie 2019 etwa gut 400 000 Flüge. Ursprünglich dachte Lammers, schon 2024 das Vor-Corona-Niveau wieder zu erreichen. Doch das Fluggeschäft ist schwieriger als gedacht.
Passagiere und Flugbewegungen wachsen dabei nicht im gleichen Maß, denn die Auslastung der Flugzeuge ist höher als früher. 2024 lag sie bei 82 Prozent – ein neuer Rekord, wie Lammers sagte.
Im vergangenen Jahr hat die Flughafen-Gesellschaft konzernweit rund 2000 Mitarbeiter neu eingestellt. 8500 Angestellte sind es jetzt. Das bedeutet, dass jeder vierte Mitarbeiter neu ist und dass die FMG auch hier auf Vor-Corona-Niveau liegt. Internen Schätzungen der FMG zufolge arbeiten 35 000 Menschen am Flughafen. 665 Millionen Euro kostet der Erweiterungsbau des Terminal 1, der Ende 2025 fertiggestellt wird. Im nächsten Jahr könnte er eröffnet werden.
Bis Ostern, also schon in wenigen Wochen, soll der komplette Umbau der Sicherheitslinien der Passagierkontrollen im Terminal 2 abgeschlossen sein. Das Chaos vom vergangenen Jahr, als es während der Wiesn lange Schlangen gab und hunderte Passagiere ihre Flüge nicht mehr erreichten, soll sich nicht wiederholen. „Wir haben eine Kapazität von 4000 Passagieren pro Stunde abzufertigen, das ist ein Plus von 30 Prozent“, betont Commercial-Geschäftsführer Jan-Henrik Andersson. „Damit sehen wir uns nicht nur für das Ostergeschäft, sondern auch für die Sommerferien sehr, sehr gut gewappnet.“
Konzernintern werden manche Entwicklungen am Flughafen mit Sorge betrachtet, so etwa der vergangene Woche verkündete Verkauf der Flughafen-Tochter Aerogate an die Schweizer AXS-Gruppe zum 1. April 2025. Aerogate hat 500 Mitarbeiter und bietet am Flughafen Dienstleistungen wie Check-in oder Passagierbetreuung an, Airlines können das sozusagen buchen.
Obwohl der Flughafen betont, dass sowohl Kunden- als auch Arbeitsverträge trotz Verkauf unverändert bleiben, ist FMG-Betriebsrat Ralf Krüger von Verdi misstrauisch. „In der FMG und der größten Tochter Aeroground machen sich die Beschäftigten große Sorgen.“ Die Strategie, die der Flughafen mit dem Verkauf verfolge, sei nicht ersichtlich. Früher sei es die Linie gewesen, dass der Flughafen alle Dienstleistungen selbst erbringen könnte, die für einen funktionierenden Luftverkehr notwendig seien. Jetzt erlebe man vermehrt „Outsourcing“.
DW/PRI