Pomologin Maria Seidinger aus Ebersberg. © Rossmann
Pomologie nennt sich die Lehre vom Obstbau. Pomologin Maria Seidinger aus Ebersberg hat es vor allem der Apfel angetan. Rund 2000 Sorten gibt es in Deutschland, davon wachsen über 200 in ihrem Obstgarten im Ortsteil Rinding. Die außergewöhnlichsten Apfel-Schätze stellt sie aus.
Der März ist die wichtigste Schnittzeit für überflüssige Triebe und kaputte Äste. Maria Seidinger werkelt also schon in ihrem Obstgarten und erkennt als Apfel-Expertin bereits an winzigen Knospen, welcher Baum heuer tragen wird – sofern ihm der Spätfrost nicht noch zusetzt. An Seidingers rund 50 Apfelbäumen wachsen auch viele alte, seltene Sorten. Einige davon hat sie mit bis zu 35 Sorten veredelt. Das markieren kleine Metallschilder. Einmal starb ein alter Baum ab, erzählt Seidinger. Um die seltenen Sorten zu retten, musste sie „wieder auffi steig’n, Reiser obschneidn und auf junge Baam aufpropfen“. „Reiser“ sagt man hierzulande zu den Trieben. „Aufpropfen“ meint das Veredeln, also das Verbinden von zwei Pflanzenteilen mit unterschiedlichem Erbgut.
Die Liebe zu dieser ausdauernden Arbeit hat Maria Seidinger von ihrem Vater und Großonkel geerbt. Teil dieses Erbes war vor fast 40 Jahren ein Baum mit neun unterschiedlichen Apfelsorten. Heute ist die Pomologin in Bayern unterwegs, tauscht Triebe seltener Sorten und hält Kontakt zu anderen Experten. Vor allem „Überraschungsfunde“ reizen die Ebersbergerin. „Heuer ist mir in St. Wolfgang ein wunderschöner Apfel untergekommen, die Burcharts Netzrenette. Da hab ich mir gleich Reiser geholt.“ Sie schwärmt: „Bildschön, mit einer netzartigen goldfarbenen Berostung.“ Der Himbeerapfel von Holowaus, Annie Elizabeth und Schöner von Wiltshire, alte englische Sorten, sowie der Deutscher Goldpepping und der Winter-Calville – all diese Apfelsorten dürften den wenigsten Supermarkt-Kunden was sagen. Gut, dass Maria Seidinger auf ihrem Hof bis zu 140 Sorten aufgereiht hat und samt Auskunft zu Herkunft und Alter ausstellt. Die meisten stammen aus ihrem Garten. So wie ein Schöner von Rinding. Den Namen des angrenzenden Dorfes hat sie der Sorte selbst verpasst – bis heute habe sie sie nicht zuordnen können.
MARIA WEININGER