Bernhard Buchner von der Münchner Volkssternwarte. © Götzfried
Milliardär Elon Musk schoss die Rakete für das Pentagon ins All. © Pedersen
Die Lichtspirale war wie hier im Allgäu in großen Teilen Europas zu sehen. Sie stammte von einer SpaceX-Rakete, die einen Militärsatelliten ins All schoss. © Einsatzreport24
München/Cape Canaveral – Montagabend gegen 21 Uhr auf der Beobachtungsplattform der Volkssternwarte München im IVG Businesspark am Ostbahnhof. Eigentlich ist der Himmel weitgehend bedeckt, aber es gibt ein paar Lücken am Firmament, einige Besucher beobachten darum den Himmel über München durch die Teleskope. Plötzlich zeigt sich ein seltsames Himmelsphänomen: Eine sich drehende, hellblaue Spirale am Himmel. „Besucher haben Fotos von der Lichterscheinung gemacht“, berichtet Bernhard Buchner, Leiter der Volkssternwarte.
Bundeswehr wurde vorab informiert
Andere Sternengucker meldeten sich per E-Mail, wenn sie die Spirale am Himmel zu Hause entdeckt hatten: „Eine Spirale mit einem hellen Ball, der sich in der Mitte drehte“, mailte ein Hobby-Astronom aus Norddeutschland nach München. Auch aus Weyarn bei Miesbach meldete sich ein Beobachter. Insgesamt reichen die Sichtungen von Großbritannien bis nach Italien.
Die Ursache des mysteriösen Himmelsspektakels war allerdings ganz irdischer Natur: Dahinter steckte eine SpaceX-Rakete des US-Milliardärs Elon Musk. Ein Sprecher des Weltraumkommandos der Bundeswehr in Uedem (NRW) berichtet, abgelassener Treibstoff einer Falcon-9-Rakete habe für den Spiralwirbel gesorgt. Die Sonne hatte die hoch über den Horizont stehenden Aerosole am späten Abend noch beleuchtet. Über den Start der Rakete sei das Weltraumkommando vorab informiert worden, sagte der Bundeswehr-Sprecher.
Die Rakete von Musks Weltraumunternehmen SpaceX mit einem Satelliten an Bord war gegen 18.48 Uhr mitteleuropäischer Zeit in den USA gestartet, ab 21 Uhr habe es Sichtungen über Deutschland gegeben, sagte der Leiter des Centralen Forschungsnetzes außergewöhnlicher Himmelsphänomene (CENAP), Hansjürgen Köhler. „Anrufe, WhatsApp und Mails mit Fotos von Beobachtungen – wir sind von Meldungen überrannt worden.“ Bis zum Morgen seien es über 200 Meldungen gewesen.
Die Rakete beförderte einen Geheim-Satelliten ins All: „Diese Mission trägt eine Nutzlast für die nationale Sicherheit, die vom NRO entworfen, gebaut und betrieben wird“, schrieb der für das militärische Satellitenprogramm der USA zuständige Nachrichtendienst NRO. Die Kennung des Fluges lautete NROL-69.Bei der Falcon 9 wird die erste Raketenstufe – der sogenannte Booster – wieder gelandet. Bei diesem Flug wurde die Falcon 9 mit der Seriennummer B1092 verwendet, die bereits die Starlink-Satelliten der 12-13 Mission am 27. Februar in den Orbit geflogen hat. Diese Stufe sei südöstlich von Madagaskar wieder in die Atmosphäre eingetreten, sagte der Bundeswehr-Sprecher gestern. Die NRO berichtet, dass die erste Stufe erfolgreich wieder auf Cape Canaveral gelandet sei. Die zweite Raketenstufe verglühte wie geplant.
JOHANNES WELTE