Die Stütze des Nanga-Parbat-Helden

von Redaktion

Alpinistin, Mutter und Unternehmerin: Eugenie „Generl“ Buhl starb mit 99

Hermann Buhl beim Aufstieg auf die Chogolisa 1957, wo er wenig später starb. © Archiv Kriemhild Buhl (4)

Sportlerin: Generl Buhl nahm noch mit über 80 an Skirennen teil.

Kongeniales Paar: Hermann Buhl mit Ehefrau „Generl“.

Die Berge waren ihr Zuhause: Generl Buhl (1926–2025).

Bischofswiesen – Sie war die kongeniale Partnerin für den Bezwinger des „deutschen Schicksalsbergs“, aber selber auch – was wenig bekannt ist – eine exzellente Bergsteigerin: Eugenie („Generl“) Buhl konnte etliche schwere Frauen-Erstbegehungen auf ihrem Tourenkonto verbuchen: die Südwand des Kleinen Mühlsturzhorns in den Berchtesgadener Alpen, den Kleinen Trichter am Hohen Göll, die Südkante des Dritten Watzmannkinds zum Beispiel. Nun ist die Ehefrau des früh verstorbenen Erstbesteigers des Nanga Parbat (8126m), Hermann Buhl, mit 99 Jahren gestorben. Sie sei am 8. März im Kreis ihrer Familie in einem Altenheim in Bischofswiesen friedlich eingeschlafen, teilte ihre Tochter Kriemhild Buhl mit.

Wahrscheinlich musste man selbst so eine große Passion zum Bergsteigen haben, um die in Wahrheit ja lebensgefährlichen Touren des Ehemanns zu erdulden, ja zu fördern. Mit 25 Jahren hatten die beiden 1952 geheiratet. In fünf Jahren Ehe, die 1957 jäh endete, als Hermann Buhl an einem jener Eisriesen im Himalaja, der über 7000 Meter hohen Chogolisa, in den Tod stürzte, bekamen sie drei Kinder. Im September vergangenen Jahres, als sich der Geburtstag Hermann Buhl zum 100 Mal jährte, erzählte Tochter Kriemhild Buhl unserer Zeitung über die Kletterleidenschaft ihrer Mutter. Noch als sie im siebten Monat mit ihr schwanger war, berichtete sie, gingen die Eheleute noch auf den höchsten Berg der Dolomiten, die 3343 Meter hohe Marmolata. Der Wagemute habe ihren Vater imponiert „und die beiden zusammengebracht“.

Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes stand die 31-Jährige mit drei kleinen Kindern plötzlich alleine da. Sie meisterte es bravourös und ohne zu jammern. Ihre Eltern unterstützen sie beim Aufbau einer Gäste-Pension, dem „Haus Hermann Buhl“, in Ramsau. „Sie funktionierte viele Jahre wie eine Maschine ohne Stillstand noch Erholung“, so beschreibt es ihre Tochter Kriemhild in einem persönlichen Nachruf. Sie nennt sie ein „Stehaufweib“. Auch der frühe Tod ihrer jüngsten Tochter wirft sie nicht aus der Bahn. Das Einzige, was sie sich gönnt: Almwanderungen im Sommer, Skitouren im Winter – wenn es die Arbeit in der Pension erlaubte.

Und sie sorgte sich ihr Leben lang um das Erbe ihres Mannes, hielt Kontakt zu Weggefährten, kümmerte sich, dass sein Buch „Achttausend drüber und drunter“ immer wieder verlegt wurde. Sie war zeitlebens stolz auf ihren Mann, für den sie nach seiner weltweit gefeierten Nanga-Parbat-Erstbesteigung 1953 Vortragsreisen organisiert hatte. 1999 fanden japanische Bergsteiger den Eispickel, den ihr Mann am Nanga Parbat zurückgelassen hatte, und übergaben ihn an Generl Buhl. Heute ist er im Messner-Mountain-Museum am Kronplatz in Südtirol. Die alpine Welt trauert um Generl Buhl, die nun am 12. April in Ramsau beigesetzt wird.
DIRK WALTER

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