Ilse Aigner mit Asül.
Haudrauf: Albert Füracker.
Sauber eingeschenkt: Django Asül derbleckte zum 15. Mal. © Hörhager/dpa (2), ABR-Pictures
München – Einen schöneren Abend hat Markus Söder vermutlich nicht. Während im Hofbräuhaus das erste Fass Maibock angestochen wird, ist der Ministerpräsident in Berlin unabkömmlich und das gleich doppelt. Die Koalitionsverhandlungen erfordern seine Anwesenheit als CSU-Chef, zudem ist er gestern auch noch Gastgeber in der Landesvertretung des Freistaats. Söder entgehen damit in der Heimat ein paar vereinzelte Spitzen auf seine Kosten. Und jede Menge weitere Lacher sowie am Ende einer pointierten, oft feinsinnigen, manchmal auch wuchtigen Rede stehende Ovationen für Django Asül. Das Hofbräuhaus war gestern der bessere Nockherberg.
Ein Derblecken ohne Ministerpräsidenten, das ist so ähnlich wie ein alkoholfreier Maibock. Der wichtigste Bestandteil fehlt, doch irgendwie passt die Abwesenheit diesmal in die politische Zeit. Denn für Spott und Spannung sind gerade andere zuständig, nicht die Staatsregierung. Asül geht es nicht nur um die künftige Koalition, von der man noch nicht mal den Namen weiß. Eine GroKo, so viel steht fest, wird es nicht, aber ob MiKo (Minikoalition) oder NiKo (Nichtkoalition), weil Friedrich Merz als Wunscherfüller „für SPD und Grüne der Nikolaus“ ist, das muss sich erst noch weisen.
Deutlich lustvoller arbeitet er sich an den Vorgängerregierungen ab, deren Bilanz ihm als Kabarettisten viel Stoff liefert, dem Rest des Landes eher Verdruss. Die Bundesfinanzen seien „in ähnlicher Verfassung wie die Carolabrücke in Dresden“, spottet er, die ganze Infrastruktur passe eher „zu einer Bananenrepublik ohne Bananen“. Die Ampel habe das Chaos ihrer Ahnen einfach nur fröhlich weiter kultiviert, aber auch nicht mehr falsch gemacht als die anderen.
Das kommt blendend an im Saal und lässt verschmerzen, dass die heimische Politik phasenweise regelrecht schonend behandelt wird. Ein paarmal, sowas kommt bei Maibock-Reden nicht so oft vor, muss der Freistaat sogar als Vorbild herhalten. Deutschland sei eben doch ein anderer Kulturkreis, klärt Asül auf. „Bei uns weiß man: Von nix kommt nix. In Berlin weiß man: Aus Bayern kommt der Länderfinanzausgleich.“
Gefährlich wird es vor allem für die, die aus dem Süden einst nach Berlin entsandt wurden. Die hätten sich dem niedrigen Niveau flott angepasst, heißt es da, konkret bei den Verkehrsministern Ramsauer, Dobrindt und Scheuer. Oder einer, der nach Berlin hätte gehen sollen wie der Bauernpräsident Felßner. Der habe in Wahrheit vor allem ein Werkzeug gegen Hubert Aiwanger sein sollen: „Quasi ein Bauernfänger.“ Am Ende sei das aber gar nicht nötig gewesen, „jetzt wo der Hubert auf dem Marsch nach Berlin kurz vor Regensburg gestrandet ist“.
Aus bayerischer Sicht auch gestern unverzichtbar: Söder und die Grünen. Aus dem einst „großen Reiz“, den er bei Schwarz-Grün entdeckt habe, seien Brech- und Würgereiz geworden, lästert Asül. Katharina Schulze wiederum, die Fraktionschefin der Ökopartei, habe sich mit ihrem Vorschlag eines Freiheitsdienstes scheinbar auf Söder zubewegt. „Ist dann Heizen frei?“, sei er schon gefragt worden. Ruckzuck habe sich bei ihm am Stammtisch in Hengersberg das Gerücht verbreitet, Schulze wolle das Heizungsgesetz zurücknehmen.
Aber jetzt müssen es erst mal Union und SPD richten, als MiKo, NiKo oder SoKo. Streitpunkte wie Gastrosteuer und Mütterrente wischt er nonchalant beiseite: „In Bayern gehören Wirtshäuser und Mütter zur lebenswichtigen Infrastruktur.“ Und so wünscht im Hofbräuhaus Django Asül ein glückliches Händchen, damit Friedrich Merz bald Kanzler ist. „Bis zur Neuwahl im Herbst.“