Pädophilen-Ring zerschlagen

von Redaktion

Bayerische Fahnder nehmen Porno-Plattform vom Netz

Der Staatsanwalt: Thomas Goger. © Marcus Schlaf

Die Darknet-Plattform „Kidflix“ wurde stillgelegt. 79 Verdächtige sitzen in Haft. © Sven Hoppe/dpa

München – Sie nannten ihre Webseite nach der beliebten Streaming-Plattform „Netflix“. Doch auf „KidFlix“ liefen keine Serien oder Filme, sondern hochauflösende Videos, in denen Kinder und Jugendliche auf widerlichste Art sexuell missbraucht wurden.

Nun haben Bayerische Ermittler die Plattform abgeschaltet – jetzt läuft die Jagd nach den Betreibern und den Nutzern. Laut dem Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) und dem Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornographie und sexuellem Missbrauch im Internet (ZKI) bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg nutzten bislang 1,8 Millionen Pädophile „KidFlix“ – auf der ganzen Welt. Viele seien bereits identifiziert worden, so die Ermittler. Darunter zwölf Nutzer aus Bayern.

Die Ermittler waren seit Anfang 2022 am Pädophilen-Portal dran. „Nach Registrierung und Bezahlung eines Zugangs mit Kryptowährungen standen den internationalen Usern mehr als 91 000 Videos in hoher Bildqualität mit einer Gesamtlaufzeit von 6288 Stunden zur Verfügung. Im Schnitt wurden rund 3,5 Videos pro Stunde neu auf die Plattform geladen“, sagt der Bamberger Oberstaatsanwalt Thomas Goger.

Ein „Premium-Account“ kostete laut Goger zwischen 6 und 180 US-Dollar (166 Euro). Wer Filme hochlud, bekam sogenannte Candies (auf Deutsch: Zuckerl), mit denen er bezahlen konnte. Rund 10 000 Nutzer taten das auch, so Goger.

Die Zentralstelle Cybercrime Bayern und das LKA organisierten eine weltweite Fahndung. 38 Staaten waren an der „Operation Stream“ beteiligt, vernetzt über Europol. Laut LKA-Vizepräsident Guido Limmer war das „einer der größten Schläge gegen weltweite Kinderpornographie der vergangenen Jahrzehnte“. Dabei wurden 1393 Tatverdächtige identifiziert, so Goger – obwohl sie versucht hatten, ihre Identität zu verschleiern. 79 von ihnen seien aktuell in Haft. Es sind alles Männer, Durchschnittsalter: 31 Jahre, der Jüngste erst 19, der Älteste 76. Die Ermittler kamen ihnen auf die Schliche, indem sie die Zahlungen mit Kryptowährungen wie Bitcoin oder Monero analysierten.

Der Betreiber ist auf der Flucht. Goger: „Wir haben es mit einem Gegenüber zu tun, der weiß, was er tut.“ Die Jagd auf ihn gehe aber weiter. In Deutschland wurden 103 Tatverdächtige ermittelt – etwa ein Mann (36) in Chemnitz und ein 30-Jähriger in Mittelfranken. In München schnappten die Ermittler einen Krankenpfleger (36) und einen Hausmeister (53).

Bei ihren Recherchen konnten die Ermittler mindestens 39 Kinder retten. „Sobald beispielsweise bekannt wurde, dass Kinder bei den Tatverdächtigen wohnen, wurden diese Verfahren an die jeweils zuständigen Justiz- und Polizeibehörden abgegeben, um unmittelbar geeignete Maßnahmen zum Wohle der Kinder ergreifen zu können“, so Staatsanwalt Goger.

Am 11. März wurde der Server in den Niederlanden beschlagnahmt. Wer jetzt auf „KidFlix“ zugreifen will, sieht nur noch einen Gruß der Bayerischen Behörden.
THOMAS GAUTIER

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