Buhlen um Forscher aus den USA

von Redaktion

München – Die bayerischen Hochschulen haben schon immer sehr aufmerksam verfolgt, was an den Universitäten im Ausland passiert. Doch seit Donald Trump in den USA an der Macht ist und Geld für die Forschung streicht, verfolgen Bayerns Wissenschaftler noch etwas genauer, was gerade in Amerika passiert. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die neue, restriktive US-Politik viele Forschende darüber nachdenken lässt, den Standort zu wechseln“, sagt Thomas Hofmann, Präsident der Technischen Universität München. Die TU sei immer an internationalen Spitzenkräften interessiert und habe auch in der Vergangenheit immer wieder hochkarätige Wissenschaftler aus den Elite-Unis Harvard oder Stanford angeworben. „Wir schauen uns intensiv um“, betont Hofmann, fügt aber hinzu: „Es geht uns nicht darum, möglichst viele Personen zu holen. Wir konzentrieren uns auf die absolute Weltspitze in strategisch wichtigen Fachbereichen.“

Konkrete Berufungsverfahren von US-Wissenschaftlern gebe es noch nicht – dafür sei der Zeitraum seit Trumps Amtsantritt noch zu kurz, sagt der TU-Präsident. Allerdings macht sich die Situation in den USA bereits bei niedrigschwelligen Programmen bemerkbar. Das Institute for Advanced Studies bietet zwölf Plätze, dafür hat die TUM in diesem Jahr 63 Bewerbungen erhalten. Darunter außergewöhnlich viele aus den USA, sagt Hofmann. „Die Zahl der Bewerber hat sich gegenüber 2024 fast verdoppelt, es ist die höchste Zahl seit das Programm vor 20 Jahren gestartet ist.“ Ähnlich ist die Situation beim Programm „Global Visiting Professorship“, das dreimonatige Schnupperbesuche an der TUM ermöglicht, um Kontakte zu knüpfen. Für die jährlich vier Ausschreibungen bekommt die TUM normalerweise insgesamt 100 Bewerbungen. Nun sind es schon bei der ersten Ausschreibung fast doppelt so viele wie sonst – und ein Drittel davon aus den USA. Die Max-Planck-Gesellschaft in München beobachtet für ihre Forschungsgruppen eine ähnliche Entwicklung. Die Zahl der Bewerber sei gegenüber 2023 um 25 Prozent gestiegen. Auch hierfür kommt nun jeder dritte Bewerber aus den USA.

Der Wissenschaftsausschuss des Landtags hat sich gestern vom zuständigen Ministerium über die Einschätzung der Hochschulen in Bayern informieren lassen. Die Unis berichteten, dass sie freie Stellen an die besten Bewerber vergeben – unabhängig der Herkunft. Schon vor Trumps Kampfansage an die Wissenschaft sei aber auch gezielt in den USA um Spitzenforscher geworben worden. Die Universitäten in Regensburg und Bayreuth haben eigene Stellen für die Anwerbung internationaler Wissenschaftler geschaffen. Viele Anwerbungen würden aber über persönliche Beziehungen entstehen.

„Wir wollen keine Benachteiligung der Wissenschaftler aus Deutschland“, betonte der Ausschussvorsitzende Michael Piazolo (FW). „Aber ohne zusätzliche Impulse könnten wir leicht im internationalen Wettbewerb abgehängt werden“, argumentierte Verena Osgyan (Grüne). Sie appellierte an die Staatsregierung, das nicht nur den Unis zu überlassen. Berlin und Brandenburg hätten eigene Fonds aufgesetzt, um ihre Universitäten zu unterstützen, ergänzte Katja Weitzel (SPD). Auch die Hochschulen hatten in ihrem Bericht geäußert, dass sie sich mehr Investitionen in Bildung und Forschung wünschen. Bislang gibt es dazu aber auf Landesebene noch keine konkreten Gespräche.

Robert Brannekämper (CSU) warnte vor zu großen Erwartungen. „Viele Spitzenforscher werden in den englischsprachigen Raum gehen – nach Kanada, Oxford oder Cambridge.“ Für sinnvoller hält er es, deutsche Wissenschaftler zurückzugewinnen, die in die USA ausgewandert sind.

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