Das Jagdschloss Aschenbrennermarter im Thiergarten vor dem Brand. © Facebook
Leidenschaftlicher Jäger: Franz Josef Strauß war Gast bei Fürst Thurn und Taxis. © G. Hanig
Zerstörerische Flammen: Von dem Schloss im Thiergarten ist nach dem Brand nicht mehr viel übrig. Das Gebäude im englischen Jagdhausstil gehört der Fürstenfamilie. © News5
Altenthann – Ein „historisches Gebäude im Thiergarten bei Altenthann“ ist in der Nacht zum Montag vollständig abgebrannt, heißt es in der Mitteilung des Polizeipräsidiums Oberpalz. Historisch – oh ja. Denn das Jagdschloss Aschenbrennermarter, wie das Gebäude auch genannt wird, gehört schon immer dem Fürstenhaus Thurn und Taxis. Auf dem Gelände erlitt Franz Josef Strauß, CSU-Ikone und legendärer Ministerpräsident, den Kollaps, von dem er sich nicht mehr erholte. Zwei Tage danach war Strauß tot.
Was man bisher weiß: In den frühen Morgenstunden, gegen halb eins, geriet das Jagdschloss „in Vollbrand“, es wurde vollständig zerstört. Die Löscharbeiten auf der abgelegenen Anlage waren kompliziert, die Feuerwehrleute mussten kilometerlange Schlauchleitungen verlegen. Verletzt wurde niemand, den Schaden schätzen die Ermittler allerdings sehr hoch, auf einen siebenstelligen Eurobereich. Die Kriminalpolizei Regensburg ermittelt zur Brandursache, sucht Zeugen, die verdächtige Personen oder Fahrzeuge beobachtet haben. Verletzt wurde niemand – das Jagdschloss war nicht bewohnt.
Das Schloss liegt im fast 3000 Hektar großen Fürstlichen Thiergarten in der Gemeinde Altenthann im Kreis Regensburg, die Walhalla ist nicht weit. Der Wald wurde einst als Jagdwald der Fürstenfamilie angelegt – das Haus Thurn und Taxis war Ende des 19. Jahrhunderts einer der größten Landbesitzer Europas. Die mehrteilige Jagdhauskolonie, so heißt es bei Wikipedia in einer Baubeschreibung, wurde nach Plänen von Max Schultze für Fürst Albert I. von Thurn und Taxis errichtet. Ein „zweigeschossiger Satteldachbau auf Natursteinsockel, mit Dachüberstand, Treppenaufgängen, Schrot und Verschindelung“. Bis Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude von der Fürstenfamilie als Sommerresidenz genutzt.
Strauß, begeisterter Jäger, kommt am 1. Oktober 1988 zur Jagd nach Altenthann – zuvor besucht er mit dem damaligen Verteidigungsminister Rupert Scholz die Wiesn. Sie essen Hendl und Kalbshaxe, trinken ein oder auch zwei Mass Bier, dann steigt Strauß, 73 Jahre alt und gesundheitlich eh schon angeschlagen, in den Polizeihubschrauber und lässt sich in die Oberpfalz fliegen. Sein Gastgeber, Johannes Fürst von Thurn und Taxis, hat ihm einen kapitalen Hirsch versprochen. Der Adelige und seine junge Frau Gloria empfangen den Ministerpräsidenten, doch bevor Strauß in einen VW Bus umsteigen kann, passiert es. „Halt, der Flug war ein bisschen anstrengend. Warten Sie noch“, soll Strauß gesagt haben. Dann sackt er zu Boden. Sofort leisten die Sicherheitskräfte und Jagdhelfer Erste Hilfe, Strauß wird mit dem Hubschrauber ins Regensburger Krankenhaus geflogen, operiert. Vergeblich. Strauß wacht nicht mehr auf, stirbt am 3. Oktober 1988 an multiplem Organversagen und versetzt Bayern in Staatstrauer.
Schon lange zuvor hatte die Fürstenfamilie das Jagdschloss dem Golf- und Land-Club Regensburg verpachtet. Dieser nutzt das Gebäude als Clubhaus, erst kürzlich fand dort das Herbstfest statt. Bis Ende 2024 gab es dort auch ein gehobenes Restaurant. Auf der fürstlichen Internetseite heißt es, dass der Thiergarten durch Vergabe von Einzelabschüssen an Gäste bejagt wird. Zudem bestehe die Möglichkeit, an Drückjagden teilzunehmen, es gibt Rotwild, Schwarzwild, Rehwild, mit etwas Glück könne auch Luchs, Haselhuhn oder ein zugewanderter Elch beobachtet werden.
Wie geht es mit dem Jagdschloss weiter? Wird es wieder aufgebaut? Eigentlich wurde gerade die Aufnahme des Jagdschlosses in die Bayerische Denkmalliste geprüft. Im Fürstenhaus ist am Montag niemand erreichbar. C. ZIMNIOK/D. WALTER