Henriette Wienges leistete sofort Erste Hilfe. © privat (2)
Katrin Habenschaden war nach dem Unfall gezeichnet.
München – „Ich hatte riesiges Glück. Und einen wunderbaren Schutzengel an der Seite.“ Das sagt Katrin Habenschaden (48, Grüne), ehemals Zweite Bürgermeisterin in München. Seit 2023 arbeitet sie für die Deutsche Bahn in Berlin – und hatte dort jetzt einen schlimmen Fahrradunfall.
Katrin Habenschaden radelt vergangenen Sonntagvormittag die Bismarckstraße in Charlottenburg entlang. „An einer Kreuzung hat mich eine Autofahrerin übersehen und ist ungebremst in mich reingefahren“, berichtet Katrin Habenschaden unserer Zeitung. Sie wird vom Radl katapultiert. „Ich lag verletzt auf dem Asphalt, das Auge zugeschwollen, konnte kaum noch etwas sehen.“
Nicht weit entfernt sitzt Henriette Wienges mit zwei ihrer Töchter im Café Fit Cake. „Wir haben Schreie und Lärm gehört und ich bin dann auf die Straße gelaufen“, erzählt die Berlinerin, die eine Agentur für agile Unternehmensentwicklung leitet.
Während die Café-Mitarbeiter Polizei und Notarzt alarmieren, sieht Henriette Wienges die blutende Frau bäuchlings am Boden. Sie kniet sich daneben. „Ich wollte die Frau beruhigen, ihr die Angst nehmen, bis der Krankenwagen kommt.“ Sie legt ihr die Hand auf den Rücken, spricht mit ihr und verbindet die Kopfwunde. Um wen es sich handelt, habe sie nicht gewusst. „Aber als Mutter von vier Kindern kann ich einen Verband machen.“
Ein Sanka bringt die Münchnerin ins St. Gertrauden-Krankenhaus. Diagnose: zwei Brüche, Prellungen, Platzwunde. Noch bevor sie von der Notaufnahme in ein Zimmer kommt, hat Henriette Wienges Äpfel und Blumen aus ihrem Garten in die Klinik gebracht. „Dazu Kekse und ein lieber Brief“, sagt Katrin Habenschaden. „Ich hatte wirklich Tränen in den Augen, wie rührend sie sich um mich gekümmert hat.“ Die Berlinerin bleibt bescheiden: „Das war keine Heldentat, sondern eine Selbstverständlichkeit. Ich habe nur versucht, Mensch zu sein für einen andern Menschen.“ Dass sich die frühere Bürgermeisterin bei ihr bedankt hat, freut sie: „Über die lieben Worte bin ich sehr gerührt.“ Und ein Treffen haben Katrin Habenschaden und ihr Schutzengel auch schon vereinbart.
In den Sozialen Netzwerken schreibt die Münchnerin nach dem Unfall: „Es hätte noch deutlich schlimmer kommen können. Dafür bin ich unendlich dankbar.“ Vor allem für den Schutzengel: Dieser Einsatz sei „wirklich keine Selbstverständlichkeit“. M. WILLIAMS