Gault Millau 2018

Die Grainers – Deutschlands beste Gastgeber

von Redaktion

von Kathrin Brack und Stephanie Ebner

Kirchdorf/München – Mit Überraschungen kennen sich Christiane und Christian Grainer aus. Das Ehepaar führt in Kirchdorf im Kreis Mühldorf „Christians Restaurant“, und auf der Speisekarte stehen statt zu erwartender Wirtshausklassiker: mehrgängige Überraschungsmenüs.

In die Kupfertöpfe auf Christian Grainers Holzofen kommen nur frische, regionale Produkte. Wild aus den Wäldern um Kirchdorf, Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, die Marillen für ihre Desserts kochen sie einmal im Jahr direkt in der Wachau ein. Wer bei Grainers isst – drei Gänge sind für 59 Euro zu haben –, darf sich auf Christian Grainers Geschmack und Geschick verlassen. Und auf die Gastgeberqualitäten seiner Frau Christiane. Denn Gastgeben, das machen Grainers im Wortsinn ausgezeichnet: Der „Gault Millau“ hat sie zu den „Gastgebern des Jahres“ gekürt. Am Montagabend wurden die Auszeichnungen in München vergeben.

Seit 1969 erscheint der „Gault Millau“ und gehört mit dem „Guide Michelin“ zu den renommiertesten Gourmetführern der Welt. Er zeichnet nach einem Punktesystem Restaurants aus – aber auch den „Koch des Jahres“, dieses Jahr ist es Christian Bau (siehe Randspalte). Der „Hotelier des Jahres“ kommt aus München: Familie Geisel betreibt unter anderem das Hotel Königshof am Stachus oder die neue Luxusresidenz „Beyond“ am Marienplatz (siehe Artikel unten). Den „Winzer des Jahres“ machte der „Weinguide Deutschland“ dieses Jahr in Unterfranken aus: Das Weingut Horst Sauer aus Escherndorf begeisterte die Kritiker mit seinem Silvaner.

Nach wie vor Nummer eins in Bayern ist für den „Gault Millau“ Christian Jürgens aus dem „Überfahrt“ in Rottach-Egern am Tegernsee (Kreis Miesbach), der sich auch mit drei Michelin-Sternen schmücken darf. So wie seit sieben Jahren erhielt er wieder 19,5 von 20 Punkten, die bundesweit in diesem Jahr nur sieben Köche bekommen haben.

Ebenfalls ausgezeichnet: die Kochschule von Hans Haas. „Richtig gut kochen zu können, begeistert nicht nur mich, sondern auch meine Gäste. Und das zeige ich lieber, als darüber zu reden.“ Seit vielen Jahren betreibt der Münchner Zwei-Sterne-Koch vom Gourmet-Restaurant „Tantris“ seine Kochschule an der Amalienstraße. Jetzt ist der Sternekoch dafür ausgezeichnet worden. Weil er persönlich einfache und anspruchsvolle Tipps und Tricks vermittle, die jeder Hobbykoch mit nach Hause in seine Küche nehmen kann. Haas ist es wichtig, dass er zusammen mit den begeisterten Hobbyköchen ein Fünf-Gang-Menü kocht. Denn „leichte und kreative Küche kann jede und jeder Interessierte von mir an einem Erlebnistag erlernen“, sagt der Profi. Umso mehr freut es Hans Haas, dass er vom „Gault Millau“ dafür ausgezeichnet wird.

Das Ehepaar Grainer aus Kirchdorf hat ebenfalls Erfahrung mit Sternen, Hauben und Kochlöffeln: ein Michelin-Stern, 16 Punkte im „Gault Millau“ und Nennungen in diversen Ranglisten stehen für „Christians Restaurant“ zu Buche, das der Gourmetführer als „Edelversion des guten alten Gasthauses“ bezeichnet. Der Ritterschlag in Sachen Gastlichkeit ist für die Wirtsleute „eine riesen Ehre“, sagt Christiane Grainer, die auch die Sommelière des Hauses ist. Seit 27 Jahren gibt es das Restaurant, fast genauso lange ist Christiane Grainer dabei. „Für mich ist Gastgeben eine Herzensangelegenheit“, sagt sie. „Es ist schön, wenn die Gäste zufrieden sind und das Gefühl haben, dass sie im Restaurant wie daheim essen können.“

Das geht natürlich nur mit einem eingespielten Team. Dem versucht das Ehepaar mit gutem Beispiel voranzugehen. Denn einen erfolgreichen Gastgeber, erklärt Christiane Grainer, macht vor allem eines aus: der Charakter. „Man sollte alles für seine Gäste machen, dafür sind wir da“, sagt sie. „Aber den eigenen Charakter, den muss man sich bewahren.“ Ihr Geheimrezept: „Ich mache es so, wie ich es selbst gern hätte, wenn ich essen gehe.“ Und daran will sie, große Auszeichnungen hin oder her, auch nichts ändern.

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