Seit 2009 gibt es an Bayerns Schulen den Modellversuch zu Islamunterricht in deutscher Sprache. Ein Überblick.
Im aktuellen Schuljahr erhalten etwa 15 500 Schüler an rund 350 Schulen deutschsprachigen Islam-unterricht. Laut Kultusministerium an 233 Grundschulen, 114 Mittelschulen, vier Realschulen, drei Gymnasien und zwei Berufsschulen, meist in Ballungszentren. Lehrpläne existieren für die 1. bis 10. Klasse. 95 staatliche Islamlehrer, meist befristet angestellt, gibt es in Bayern. Sie sind auf die Verfassung vereidigt.
Das Kultusministerium betont auf Anfrage, beim Islamischen Unterricht gehe es „nicht um religiöse Einübung“. Es werde Wissen über den Islam und die Werteordnung des Grundgesetzes sowie der Bayerischen Verfassung vermittelt. Auch andere Religionen seien Thema – besonders das Christentum. Der Lehrplan für die Grundschule sieht folgende acht Themenbereiche vor: „Zusammenleben“, „Glaubenslehre“, „Gebet“, „Religiöses Leben“, „Mohammed“, „Koran“, „Propheten“, „Andere Religionen“. Unterrichtsgrundlage bilden staatlich zugelassene Lehrwerke. Der Unterricht finde nicht in Kooperation mit muslimischen Organisationen statt, was Inhalte und Lehrereinstellung betrifft.
Zuletzt wurde der Modellversuch 2014 durch das Münchner Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) untersucht. Das Fazit: Der Islamunterricht stößt bei Lehrern, Schülern und Eltern auf „sehr hohe“ Akzeptanz. Die Schüler beschäftigen sich deutlich häufiger mit anderen Religionen. 75 Prozent der Eltern und Lehrer sind der Meinung, dass die Schüler im Islamunterricht ihr Deutsch verbessern. Nur zehn Prozent der Schüler geben Deutsch als Erstsprache an, ihre Deutschkenntnisse sind dennoch „gut bis sehr gut“. Lehrer und Schulleiter stellen eine bessere Integration der teilnehmenden Schüler fest. Die Schüler selbst sehen die Integrationswirkung eher neutral.
Das Kultusministerium bewertet den Modellversuch als Erfolg, Minister Ludwig Spaenle (CSU) hatte eine flächendeckende Ausweitung als „gangbaren Weg“ bezeichnet. Der designierte CSU-Ministerpräsident Markus Söder sprach sich jüngst dagegen aus. 2019 läuft der Modellversuch aus. Ob dann das Aus, eine Verlängerung oder die Ausweitung folgt, ist derzeit unklar. ja