NORDOSTPASSAGE

Atomeisbrecher bahnen den Weg am Nordpol

von Redaktion

Moskau – Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Ausbeutung arktischer Ressourcen zur strategischen Priorität erklärt und schickt atomar betriebene Eisbrecher in das Gebiet. „Ein Drittel unseres Territoriums liegt jenseits des Polarkreises“, sagt Dmitri Lobussow, Kapitän des Eisbrechers „50 Let Pobedy“ – auf Deutsch „50 Jahre des Sieges“. „Deshalb beherrschten schon unsere Vorfahren die Schifffahrt in gefrorenen Gewässern. Und wir tun es weiterhin, mit Erfolg.“

Die Region ist ein wichtiger Knotenpunkt für den Export von Flüssiggas, auch bekannt als LNG. Es wird auf der Jamal-Halbinsel in Nordwest-Sibirien gefördert. „Die Arktis hat ein enormes Potenzial. Was die Ressourcen betrifft, sprechen wir hier von 15 Milliarden Tonnen Öl und hunderttausend Milliarden Kubikmetern Gas“, sagte Russlands Vize-Ministerpräsident Alexander Nowak vor Kurzem.

Ob sich die Gewinnung von Rohstoffen in der Region lohnt, hängt auch von der sogenannten Nordostpassage ab, die Atlantik und Pazifik über das Nordpolarmeer verbindet. Die Fahrt ist kürzer als die traditionelle Route über den Suezkanal. Früher war die Passage nur im Sommer befahrbar, doch aufgrund des Klimawandels zieht sich das Eis mittlerweile so stark zurück, dass der Seeweg zunehmend ganzjährig befahren werden kann.

Auch der Einsatz atomar betriebener Eisbrecher ist bedeutsam für das wirtschaftliche Vorhaben Moskaus. Die Flotte, betrieben vom staatlichen russischen Unternehmen Rosatom, ist weltweit einzigartig. Nur Russland verfügt über einen derartigen Seeweg. Rosatom will seine Eisbrecher-Flotte in den kommenden fünf Jahren von fünf auf neun Schiffe erweitern. Ziel sei es, bis 2024 einen arktischen Güterverkehr mit einer Kapazität von 80 Millionen Tonnen pro Jahr zu ermöglichen. 2020 waren es etwa 33 Millionen Tonnen. Bis 2035 strebt Rosatom 160 Millionen Tonnen an. Den Suezkanal passieren jedes Jahr rund eine Milliarde Tonnen an Gütern.

Auch Dänemark und China nutzen laut Rosatom bereits die Nordostpassage. Russlands Präsident Putin hat das Interesse ausländischer Akteure an diesem Seeweg „begrüßt“ und versichert, Moskau werde „niemanden ausschließen“. Zum Thema Umweltschutz heißt es seitens Rosatom: „Natürlich sind Projekte in einem so empfindlichen Ökosystem mit Risiken verbunden. Da jedoch die wirtschaftlichen Möglichkeiten für die örtliche Bevölkerung ebenso bedeutend sind wie für die Weltwirtschaft, würde es schwerfallen, diese Vorkommen nicht zu nutzen.“  afp

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