Wie stark dürfen die Löhne steigen?

von Redaktion

München – Egal ob fürs Heizen, Tanken oder Essen: Im Moment muss man für so gut wie alles tiefer in die Tasche greifen. Die Teuerungsrate liegt in Deutschland gerade bei zehn Prozent und damit so hoch wie zuletzt vor mehr als 70 Jahren. Mittlerweile hat selbst die Mittelschicht Probleme, Geld auf die Seite zu legen. Denn die Teuerung frisst immer höhere Teile des Einkommens auf.

Arbeitnehmervertreter fordern deshalb hohe Lohnsteigerungen. Die Chemiebranche, wo es vor wenigen Tagen bereits eine Einigung gab, zahlt ihren Beschäftigten in den nächsten 20 Monaten 6,5 Prozent mehr Gehalt. Obendrauf kommen Sonderzahlungen von 3000 Euro pro Kopf. Und Verdi will für die Angestellten im öffentlichen Dienst 10,5 Prozent mehr und schon nach einem Jahr nachverhandeln, falls die Teuerung weiter hoch bleibt.

Die Forderungen sind angesichts der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten verständlich – stoßen aber bei Arbeitgebern nicht unbedingt auf offene Ohren. Vor allem in der Metall- und Elektrobranche droht ein harter Arbeitskampf. Hier fordert die Gewerkschaft Verdi für ihre Mitglieder acht Prozent mehr, die Arbeitgeberverbände finden das aber überzogen und verweisen darauf, dass die Unternehmen selbst durch die hohen Energiepreise in einer kritischen Lage sind und deswegen kaum finanziellen Spielraum haben.

Doch was ist möglich? Und was nötig? Müssen Arbeitnehmer ihre Forderungen zurückschrauben, um die Existenz der Unternehmen nicht zu gefährden? Oder müssen die Unternehmen jetzt umgekehrt für ihre Mitarbeiter auf Gewinne verzichten – auch, um Fachkräfte an Bord zu halten? Und droht vielleicht sogar eine gefährliche Spirale, bei der die Wirtschaft die gestiegenen Lohnkosten in Form höherer Preise an die Verbraucher weitergibt, was die Inflation weiter anheizen würde? Das haben wir zwei bekannte und renommierte Ökonomen gefragt: Clemens Fuest vom Münchner ifo-Institut und Sebastian Dullien vom IMK, das eher den Gewerkschaften nahesteht.

ANDREAS HÖSS

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