München – Er ist so lang wie ein VW-Bus, wiegt 2,6 Tonnen und kostet in der Grundausstattung 77 300 Euro: Der elektrische BMW iX, der seit Sommer 2021 in Dingolfing vom Band läuft, polarisiert. Wer will, kann den SUV mit über 500 Kilometern Reichweite auf wahnwitzige 619 PS hochrüsten, muss dafür dann aber mindestens 136 100 Euro hinlegen. Die futuristischen Raumschiffgeräusche beim Gasgeben, die der sonst für Hollywood arbeitende Sounddesigner Hans Zimmer für BMW entwickelt hat, sind dann immerhin inklusive.
Der iX ist nicht nur ein Prestigeobjekt, sondern offenbar auch alles andere als ein Ladenhüter. Der Autobauer BMW meldete am Donnerstag jedenfalls, dass er von Jahresanfang bis September etwa doppelt so viele reine Stromer wie im Vorjahreszeitraum verkauft hat. Unter den besonders beliebten Modellen waren neben dem Luxus-SUV iX auch der kleinere iX3, der sportliche i4, der nur in China erhältliche i3 sowie der Minicooper SE. Von insgesamt 1,7 Millionen Autos hat der Dax-Konzern in den ersten drei Quartalen immerhin 128 000 reine Stromer verkauft. Was E-Autos betrifft, rangiert BMW damit im Premiumsegment zwar weit hinter Branchenführer Tesla mit über 900 000 Fahrzeugen, aber noch vor den Konkurrenten Mercedes mit 92 800 und Audi mit 75 700 verkauften E-Autos.
Für einen Autobauer, der sich anders als viele Konkurrenten nicht vom Verbrenner verabschieden will, ist das beachtlich. Auch künftige Erfolgsmodelle aus München werden wohl elektrisch sein. Im November starten der iX1 und der i7, 2023 werden der i5 und der elektrische Spectre der Tochter Rolls-Royce folgen, der königliche 379 000 Euro kosten soll. Die Wasserstoff-Kleinserie des X5 soll gegen Jahresende 2022 kommen. Und ein großer Teil der 4,7 Milliarden Euro in diesem Jahr an Forschungsausgaben fließen in die „Neue Klasse“ genannte Generation an E-Autos, die BMW 2025 vorstellen will und in die der Hersteller viel Hoffnung setzt. Für ihren Bau werden gerade auch viele Werke mit Milliardeninvestitionen vorbereitet.
„In unserem Kernsegment machen wir bei der Transformation zur E-Mobilität und Digitalisierung große Fortschritte“, sagte Finanzchef Nicolas Peter bei der Vorstellung der Geschäftszahlen zum dritten Quartal am Donnerstag in München. Die Finanzkraft sei die entscheidende Voraussetzung dafür.
Nach einem schwächeren zweiten Quartal stimmten die Zahlen im dritten Quartal wieder. Der Konzern verdiente vor Zinsen und Steuern knapp 3,7 Milliarden Euro, fast 28 Prozent mehr als vor einem Jahr. In der Autosparte schnellte das operative Ergebnis um fast zwei Drittel auf 2,87 Milliarden Euro nach oben. Im Winter könnte es jedoch etwas schwieriger werden. Weil sich der Materialmangel abschwächt, will der Dax-Konzern im vierten Quartal zwar mehr Autos ausliefern und auch größere Probleme bei der Energieversorgung erwartet BMW nicht. Dafür sorgen sich die Münchner wie die gesamte Autobranche, dass die hohe Inflation und die steigenden Zinsen die Konsumfreude dämpfen werden. höß