Geretsried – Manchmal kommen die besten Ideen auf Reisen. Josef Urso, 75, Kirchenpfleger in Geretsried, besuchte mit seiner Frau ein Kloster nahe Zürich – und bewunderte den gepflasterten Vorhof. Ihm fiel auf, dass man die Granitsteine erwerben kann, um das Kloster finanziell zu unterstützen. Und weil Urso mit seinen Mitstreitern gerade überlegte, wie sie genügend Geld für die Sanierung der 300 Jahre alten Nikolauskapelle auftreiben, brachte er die Idee etwas abgewandelt mit in den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Patenschaften für Dachschindeln!
Urso besorgte sich Bilder, auf denen das Dach der Kapelle gut zu sehen ist. „Und dann habe ich durchgezählt, wie viele Schindeln es sind.“ Seine Rechnung: Wenn man die oberen Reihen für 300 Euro je Schindel verkauft und die unteren für 30, dann kommen am Ende 150 000 Euro raus. Tatsächlich fanden sich schon Schindel-Käufer: 45 000 Euro hat die Interessengemeinschaft für die Erhaltung der Kapelle bereits zusammen. Die Stadt schießt 200 000 Euro zu, das Ordinariat 80 000 Euro. Davon sollen das Holzschindeldach erneuert, Fäulnisschäden am Dachstuhl ausgebessert, die Fassade renoviert werden. Und die goldenen Spitzen brauchen neuen Glanz. Damit die Spender ein Andenken haben, wollen die Kapellenretter die alten Schindeln „frisch machen“, sagt Urso. Vielleicht bohren sie auch ein Loch hinein, damit man sie aufhängen kann. Im Frühjahr sollen die Bauarbeiten beginnen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Bürger das Gotteshäuschen retten: Als die Kapelle 1967 völlig verfallen war, gründete sich der Verein – der erste Vorsitzende Otto Rothe ist heute noch aktiv im Verein. Mit 95. Er trieb damals die Renovierung voran. Ohne die Retter von Geretsried gäbe es die Kapelle nicht mehr. caz