Kraftakt für einen Berggasthof

von Redaktion

Nach dem Tod des Wirts machte sich ganz Schleching auf, die Lücke zu füllen

Schleching – Manchmal droht ein Dorf zu zerbröseln, wenn der, der es zusammenhält, nicht mehr da ist. So war das in Schleching im Kreis Traunstein vor zwei Jahren. Ganz plötzlich starb Franz Strohmayer, der legendäre Wirt vom Berggasthof Streichen im Chiemgau. Wer bei ihm, 800 Meter über dem Tal der Tiroler Ache, einkehrte, bekam eine grandiose Aussicht auf Geigelstein und Kampenwand, viel Herz und ein Stück Heimat. Strohmayer war der Streichen, er war sogar dort oben auf die Welt gekommen.

Wie sollte es nun weitergehen mit dem 600 Jahre alten Anwesen, mit der noch älteren kleinen Kapelle, in der so viele Schlechinger geheiratet, ihre Kinder getauft und ihre Toten verabschiedet haben? Mit Strohmayer als Mesner. Die Erben, Strohmayers Geschwister, konnten den Gasthof nicht weiterführen.

Schnell gründeten sich die „Streichenfreunde“, eine Gruppe aus Schlechingern, aus Kommunalpolitikern. Sie wollten den Streichen unbedingt erhalten – und schließlich kauften zwei Stifter aus dem Ort, Yvonne und Thomas Wilde, sowie die Stiftung Kulturerbe Bayern das Anwesen. Schon im Sommer 2022 sollte der Streichen wieder eröffnen. Es kam anders. Paul Mößmer ist Architekt bei der Stiftung Kulturerbe, er plant die Sanierung. Bausubstanz, Wärmedämmung, Heizung, all das muss aufwendiger als gedacht saniert werden.

Noch laufen die Planungen, frühestens im kommenden Sommer wird mit dem Umbau begonnen. Kosten: vier Millionen Euro. Viele Bürger aus der Region haben gespendet für ihren Streichen. Aber die wichtigste Frage muss noch geklärt werden: Wer führt ihn?

Mößmer sagt: „Der Ort hat ja von Franz Strohmayer gelebt.“ Irgendein Pächter, das war der Stiftung klar, kann dieses Erbe nicht fortführen. „Wir brauchen jemanden mit Herzblut“, sagt Mößmer. Und deshalb werde die Stiftung den Streichen selbst betreiben, mit einem Geschäftsführer, auf den man viel Einfluss habe. Gesucht wird nichts weniger als ein Streichen-Retter, einer, der den Ort zusammenhält. Wie einst Franz Strohmayer. CARINA ZIMNIOK

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