München – Bluthochdruck, in der Fachsprache Hypertonie genannt, gehört zu den sogenannten stillen Killern, und zwar deshalb, weil die Volkskrankheit potenziell tödliche Notfälle wie Herzinfarkt oder Schlaganfall befeuert, aber in vielen Fällen lange keine klar zuzuordnenden Symptome verursacht. Mitunter haben die Betroffenen ab und an Kopfschmerzen, Schwindel oder Nasenbluten.
Patienten mit Bluthochdruck weisen meist stärkere Blutdruckschwankungen auf als Patienten mit normalen Werten. Sie sollten im Fall von heftigen Entgleisungen der Messwerte vor allem im Ruhezustand unbedingt auf der Hut sein. Wenn zu dem hohen Blutdruck auch noch ernste Beschwerden wie Luftnot, Druck im Brustbereich und starke Kopfschmerzen hinzukommen, sprechen Ärzte von einem Bluthochdrucknotfall. „Dann sollte sofort die Rettungsleitstelle unter der Telefonnummer 112 informiert werden, denn es droht ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall“, warnt Professor Heribert Schunkert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung und Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums München.
Allerdings sind auch Menschen mit normalen Messwerten vor Blutdruckschwankungen nicht gefeit. Der medizinische Hintergrund: Der Blutdruck unterliegt natürlichen Schwankungen, Mediziner sprechen von einem „zirkadianen Rhythmus“ – einem Tagesrhythmus des Blutdrucks. Er steigt schon vor dem Aufwachen kontinuierlich an. Nachts dagegen fällt der Blutdruck deutlich ab. Seine niedrigsten Werte verzeichnet er in der Regel zwischen zwei und drei Uhr. „Morgens zwischen acht und neun Uhr ist ein erster Gipfel, kurz nach Mittag ist ein Abfall der Werte zu beobachten, und spätnachmittags zwischen 16 und 18 Uhr kommt es zu einem zweiten Gipfel. Während der Nachtstunden sollte der Blutdruck deutlich abfallen“, erklärt Professor Schunkert. Um Blutdruckschwankungen zu enttarnen, empfiehlt der Kardiologe eine 24-Stunden-Blutdruckmessung. Dabei wird der Blutdruck über einen Zeitraum von 24 Stunden in festen Abständen aufgezeichnet – alle 15 Minuten tagsüber und alle 30 Minuten nachts. Anhand der Auswertung kann der Arzt beurteilen, ob es sich um eine natürliche Blutdruckschwankung handelt oder möglicherweise eine Erkrankung vorliegt.
Als Faustregel gilt laut Deutscher Herzstiftung: Normal ist bei Erwachsenen ein Blutdruck von 120/80 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule), auch Werte zwischen 120- 129/80-84 mmHg gelten noch als normal. „Steigen die Werte tagsüber deutlich über 140/90 mmHg an oder fallen die Blutdruckwerte nachts nicht ab, sollte der Blutdruck behandelt werden. Denn der ständige Druck erhöht unbehandelt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da lebenswichtige Organe geschädigt werden“, sagt Schunkert. „Auch ein Herzinfarkt oder Schlaganfall können die Folge sein.“ Bei der Selbstmessung zu Hause gilt laut Herzstiftung als Bluthochdruck, wenn im Schnitt an sieben aufeinanderfolgenden Tagen Werte über 135/85 mmHg auftreten. In der 24-Stunden-Langzeitmessung sollte der Mittelwert aus Tag und Nacht unter 130/80 mmHg liegen, um Bluthochdruck auszuschließen.
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