„Das Musäum muss sich da halt einfügen“

INTERVIEW Mathias Pfeil, Chef des Landesamtes für Denkmalschutz, über die Zukunft des Valentin-Musäums im Isartor

Herr Pfeil, die Diskussion um die Zukunft des Valentin-Karlstadt-Musäums im Isartor treibt viele Münchner um…

Ja, und da möchte ich gleich einmal eines klarstellen: Es gab im Winter einen Termin im Musäum mit der Lokalbaukommission und mit uns, bei dem die den Brandschutz gewährleistenden Maßnahmen im Inneren einvernehmlich abgestimmt worden sind. Ob das museal dann noch überzeugt, das müssen die entsprechenden Fachleute wissen. Uns wurde nicht kommuniziert, dass es nicht geht. Für uns war es erstaunlich, in den Zeitungen zu lesen, dass ein Weiterbetrieb des Valentin-Musäums wegen des Denkmalschutzes nicht möglich sei. Das ist einfach nicht wahr. Die Frage ist halt, in welcher Form man das Musäum weiterbetreiben will. Im Moment sind es kleinere Anpassungsmaßnahmen, die tatsächlich ohne große Probleme umgesetzt werden können.

Am Isartor offenbart sich eine Grundsatzfrage: Will man ein Gebäude möglichst originalgetreu erhalten, auch wenn es dann unter heutigen Anforderungen und Auflagen nicht sinnvoll nutzbar ist, oder will man ein mit Leben gefülltes Bauwerk, das an moderne Anforderungen, etwa zu Brandschutz und Barrierefreiheit angepasst werden muss.

Ganz allgemein gilt, dass die sicherheitstechnischen Fragen geklärt sein müssen. Über Brandschutz und auch Barrierefreiheit darf es da gar keine Diskussion geben. Aber da muss man halt ein für die jeweilige Nutzung geeignetes Gebäude haben. Und für bestehende Gebäude muss man eine Nutzung finden, die sich in ihnen umsetzen lässt.

Wie entscheidet man, was passt und was nicht?

Das muss man bei einem historischen Gebäude in jedem Einzelfall prüfen. Da kann es schon einmal sein, dass man auch Anpassungsmaßnahmen vornimmt, die man sieht. Aber eventuell sind eben bestimmte Vorstellungen in diesem Gebäude nicht umsetzbar, und man muss sich Gedanken machen, wo man für diese Nutzung ein passenderes Gebäude findet.

Das klingt wie ein Plädoyer für einen Umzug des Valentin-Karlstadt-Musäums.

Ich glaube, Karl Valentin braucht eine Unterbringung, die ihm zukunftsfähig gerecht wird. Und das Isartor braucht genauso eine Nutzung, die es in seinem Bestand zukunftsfähig hält.

Wird das Isartor Karl Valentin nicht gerecht?

Das ist schwierig zu beantworten. Das Musäum ist ja da seit Jahrzehnten sehr schön untergebracht. Die Frage ist halt: Was will man aus dem Valentin-Karlstadt-Musäum machen, und passt es dann noch ins Isartor? Das ist letztlich eine Frage der musealen Betreuung. Das Musäum muss sich da halt irgendwo einfügen, oder man braucht was anderes.

Im europäischen Ausland – Brügge oder Danzig, um Beispiele zu nennen – findet man gelungene Beispiele moderner Neu- und Anbauten im historischen Bestand. Ist der Denkmalschutz hierzulande strenger oder haben die hiesigen Architekten dafür kein Händchen?

Eine gemeine Frage (lacht). Sie müssen sich mit einem historischen Gebäude, das ein paar Jahrhunderte alt ist, einfach Gedanken machen. Es gibt Lösungen mit einer hervorragenden Kombination zwischen alt und neu, und zwar auch in Bayern. Aber es muss halt die Bemühung erkennbar sein, dass man die DNS des historischen Gebäudes ernst nimmt. Was das Valentin-Karlstadt-Musäum betrifft: Der Betrieb kann stattfinden mit den Maßnahmen, die man im Winter zwischen Stadt und Landesamt für Denkmalpflege einvernehmlich erarbeitet hat. Wenn das Musäum selbst etwas anderes will, muss man das vielleicht zuerst einmal auf andere Weise diskutieren. Vielleicht gibt’s geeignete Orte, um mit einer anderen musealen Darstellung, mit einer anderen Konzeption zu arbeiten. Das Isartor ist ja nicht irgendein Stadttor. Das ist eines der Denkmäler, bei denen man meiner Meinung nach fordern kann, dass man es würdevoll behandelt.

Interview: Peter T. Schmidt

Montag, 4. Dezember 2023
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