Hitze und Starkregen: Auf Kommunen kommen neue Aufgaben zu

von Redaktion

Die starke Versiegelung sorgt gerade in Städten für gefährliche Wärmeinseln, es braucht deshalb clevere urbane Kühlsysteme

Berlin – Überschwemmte Straßen, vertrocknete Parks, Hitzetote – auch in deutschen Städten machen sich zunehmend die Folgen von Wetterextremen bemerkbar. Der Klimawandel kann gerade in Städten verheerende Konsequenzen haben. Denn die asphaltierten oder betonierten Flächen dort speichern besonders gut die Hitze, erklärt Jörn Birkmann, Leiter des Instituts für Raumordnung und Entwicklungsplanung der Universität Stuttgart. Gleichzeitig kann Regenwasser gar nicht oder nur schwer versickern.

Unter dem Stichwort „Klimaresilienz“ untersuchen Fachleute wie Birkmann, wie Städte sich besser wappnen können. Wasser könne in einer fortschrittlichen Stadtplanung nicht nur ein Problem sein, „sondern auch Probleme lösen“, sagt Roland Müller, Leiter des Umwelt- und Biotechnologischen Zentrums am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Es brauche daher eine „urbane Wasserwende“. So müssten Städte Wasser speichern, wenn es im Überfluss da ist, um darauf zurückzugreifen, wenn es knapp ist. Städte, die diesen Ansatz verfolgen, werden oft als Schwammstädte bezeichnet.

Forschern zufolge kommen verschiedene Probleme auf die Städte und Kommunen zu. Sogenannte unterirdische Wärmeinseln können beispielsweise Bodenverformungen verursachen, die sich negativ auf die Leistungsfähigkeit von Gebäuden und Infrastruktur auswirken, wie eine Studie kürzlich am Beispiel Chicago zeigte. „Ab einer bestimmten Temperaturveränderung wird es auch gesundheitlich gefährlich“, sagt Birkmann. Nach Einschätzung von Gesundheitsexperten dürfte die Zahl der Hitzetoten im Zuge der Erderwärmung Jahr für Jahr steigen. Im Sommer 2022 soll es einer Studie zufolge in Europa bereits mehr als 60 000 hitzebezogene Todesfälle gegeben haben – davon mehr als 8000 in Deutschland. Um der Hitzegefahr entgegenzuwirken, seien Anpassungsmaßnahmen wie Klimaanlagen oder gekühlte Räume wichtig, so Birkmann. „Die haben aber sicherlich den Nachteil, dass sie sehr kleinräumig sind und keine echte Lebensqualität in den Städten garantieren.“ Damit vulnerable Gruppen nicht den ganzen Sommer zu Hause oder in der klimatisierten Stadtbibliothek verbringen müssten, sei eine Klimaanpassung ganzer Quartiere oder Städte notwendig.

Messungen und Stadtklima-Simulationen hätten nachgewiesen, dass Verschattung die effektivste Maßnahme sei, um Hitzebelastung im Freien zu verringern, erklärt Astrid Ziemann, Meteorologin an der Technischen Universität Dresden. „Für die Stadtbewohner verringert sich unter einem Baum die gefühlte Temperatur um über 10 Grad.“ Auch ausgedehnte unverbaute Wiesen und Ventilationsschneisen könnten im Stadtquartier für kühle Luft sorgen.

Besonders dringlich ist es um die Klimaanpassung dort bestellt, wo sich vulnerable Gruppen aufhalten, also Menschen mit gesundheitlichen Problemen. „Wir müssen Resilienz- und Anpassungsstandards einführen, die zusehen, dass eine Hitze- und Starkregenvorsorge beim Bau wichtiger Infrastrukturen wie Schulen, Krankenhäuser und Altersheime berücksichtigt wird“, sagt Birkmann. „Denn wenn es ein Extremereignis mit Schäden in diesen Bereichen gibt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass Leute sterben.“ JACQUELINE MELCHER

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