München – Ein Geheimtipp ist sein Name nicht mehr. Klaus Holetscheck, Bayerns Gesundheitsminister, soll Chef der CSU-Fraktion im Landtag werden. Schon im Vorfeld galt der flexibel einsetzbare Schwabe als Favorit, gestern schlug ihn CSU-Chef Markus Söder der Landtagsfraktion dann offiziell als Kandidaten vor. Der bisherige Fraktionschef Thomas Kreuzer, ebenfalls aus Schwaben, hatte nicht mehr für den Landtag kandidiert. Heute sollen die 85 neuen Abgeordneten Holetschek wählen.
Der 58-Jährige stieg in den Pandemiejahren unter Markus Söder auf – zunächst als Baustaatssekretär, dann als Staatssekretär im Gesundheitsministerium, später als Minister. Gleichzeitig saß er als Abgeordneter im Landtag, gilt als beliebt in der Fraktion, belastbar und nicht konfliktscheu. In früheren Jahren sammelte der Jurist und zweifache Familienvater als Bundestagsabgeordneter und Bürgermeister der Stadt Wörishofen bereits Erfahrungen auf verschiedenen Ebenen der Politik. Den Stimmkreis daheim hat er nach Lage der Dinge problemlos in Griff, holte sich in Memmingen mit fast 39 Prozent das Direktmandat, 18 Punkte vor der AfD.
Als Fraktionschef soll er künftig die wohl zähere Zusammenarbeit mit dem Koalitionspartner steuern. Gleichzeitig muss er die eigenen Leute zusammenhalten, allesamt direkt gewählte Abgeordnete, ein Drittel davon Neulinge mit zumeist dem Anspruch, was zu verändern. Und: Klare Kante soll er zeigen gegen die Opposition – insbesondere die AfD. Zudem wünschen sich viele eine stärkere gestalterische und antreibende Rolle der Fraktion als zuletzt, die dem Bild von der „Herzkammer“ der CSU wieder stärker gerecht wird.
Söder spricht das am Montag aus. Die Fraktion brauche einen „Neuanfang“ und „neuen Schwung“. Holetschek sei „kompetent und kampfkräftig“. Er rechnet nicht mit einer Kampfkandidatur. Tatsächlich wird sich auch Fraktionsvize Tobias Reiß (55), der Interesse am Amt hatte, hinter Holetschek stellen.
Der Wechsel bedeutet auch, dass das Gesundheitsministerium frei wird. Wer Holetschek dort nachfolgen könnte? Bisher unklar. Denkbar ist, dass das Haus – womöglich auch erweitert um neue Zuständigkeiten wie Sport oder Prävention – Teil einer Verhandlungslösung im Ringen der Freien Wähler um ein viertes Ministerium werden könnte. Deren Gesundheitspolitikerin, Generalsekretärin Susann Enders, weist eigene Ambitionen auf den Posten allerdings zurück. Und in der CSU gäbe es ebenfalls Kandidaten. Vorstellbar ist für manche zum Beispiel ein Ressortwechsel der bisherigen Digitalministerin Judith Gerlach. hor/cd