München – Die Unsicherheit ist ihr ständiger Begleiter: Die Mitarbeiter der Kaufhauskette Galeria-Karstadt-Kaufhof durchlitten in den letzten Jahren zwei Insolvenzverfahren und mussten zusehen, wie trotz 700 Millionen Euro an Staatshilfen dutzende Filialen geschlossen und tausende Mitarbeiter gekündigt wurden. Durch die Schieflage des Signa-Konzerns von René Benko, zu dem auch Galeria gehört, ist ihre Zukunft nun schon wieder unklar. Selbst eine Zerschlagung von Galeria steht im Raum.
Dass Galeria durch den Bürobedarf-Onlinehändler Markus Schön gerettet wird, der schon Cristiano Ronaldo zum FC Bayern locken wollte und scheiterte, ist jedoch fraglich. „Bild“ und „Abendzeitung“ hatten das kolportiert. Die Berichte seien „falsch und irreführend“, stellte Galeria nun in einem Schreiben an die Mitarbeiter klar, das unserer Zeitung vorliegt. Es habe zwar ein Gespräch mit Schön gegeben. Dabei sei es aber nicht um eine Übernahme, sondern nur um eine mögliche Zusammenarbeit im Schreibwarenbereich gegangen, hieß es aus Konzernkreisen. Weitere Einzelheiten zu Bewirtschaftungsform oder Untervermietung seien bis dato nicht besprochen. Solche Gespräche gebe es mit vielen potenziellen Partnern. Richtig sei, dass in der Filiale am Rotkreuzplatz im Untergeschoss ein Asia-Supermarkt einziehen werde. Der Kaufhof am Rotkreuzplatz ist eine von nur noch vier Münchner Filialen der Kaufhauskette, die in der Landeshauptstadt in den vergangenen Jahren über die Hälfte ihrer Mitarbeiter abgebaut und vier Filialen geschlossen hat. Die verbliebenen Häuser am Marienplatz, in Schwabing, im OEZ sowie am Rotkreuzplatz wolle man auf jeden Fall erhalten, so Galeria. „Alle vier Standorte sind profitabel und wir wollen und werden sie weiterführen“, verspricht Philipp Kretzer, Galeria-Chef für Süddeutschland. „Die Filiale am Marienplatz hat den höchsten Umsatz und Gewinn im ganzen Konzern und ist mit ihrer Lage in der Fußgängerzone unser Aushängeschild.“ Die Mietverträge seien langfristig, viele Mitarbeiter seit Jahren im Team. Dass es schon wieder Unruhe in den Galeria-Häusern gebe, ärgert auch den Vorstand. „Wir sind nach der Insolvenz auf einem guten Weg“, so Kretzer. „Die momentane Unsicherheit können wir nicht brauchen.“
Was Signa selbst mit der Kaufhauskette vorhat, darüber kann man nur spekulieren. Auf Anfragen von Journalisten antwortet die österreichische Holding nicht. Arndt Geiwitz, der bei Signa aufräumen soll, hatte nach Benkos Absetzung das große Potenzial der Immobilien von Signa gelobt. Über Galeria verlor er hingegen kein einziges Wort. Die Liegenschaft am Marienplatz soll nach Recherchen der „Immobilien Zeitung“ nicht mehr Signa gehören. Die Gewerkschaft Verdi fordert, Signa müsse schnell klarmachen, welche Perspektiven es für die Galeria-Mitarbeiter gebe. ANDREAS HÖSS