„Ich schaue mir Merz an wie ein Insektenforscher“

von Redaktion

Nockherberg-Double Zimmerschied: Der Bald-Kanzler, seine Haltung, seine Bewegungen und sein Dialekt

David Zimmerschied, so wie er normal aussieht, …

… und nach der Verwandlung. © Rumpf/pa (2), Schlaf

… dann mit kurzem Haar und erstem „Merz-Blick“, …

München – Gar nicht so leicht, David Zimmerschied diese Woche zu erreichen – er steht auf der Bühne. Die Proben für den Starkbieranstich am Nockherberg sind in vollem Gange. Der Schauspieler Zimmerschied, 41, tritt zum dritten Mal im Singspiel als Friedrich Merz auf. In einer Probenpause nimmt er sich am Telefon Zeit für ein Gespräch über die Rolle, die Besonderheiten – und über das Gefühl, mit dem er in diesem Wahlkampf Reden, Duelle, Trielle, Quadrelle verfolgt hat. Zimmerschied, der regelmäßig auch in Rollen im Tatort, „Marie fängt Feuer“ und den Rosenheim-Cops, im Kino und auf Theaterbühnen zu sehen ist, ist in Passau geboren. Er lebt seit 2002 in München, wo er auch Schauspiel studierte. Das Derblecken heuer läuft am 12. März (wieder live im BR).

Herr Zimmerschied, ist es hart, Merz zu werden?

Nee, ich finde es ziemlich dankbar. Seine Physiognomie ist sehr prägnant, seine Bewegungen sind leicht wiederzuerkennen.

Sind Sie nötigenfalls mürrisch genug?

(lacht) Dafür bin ich Schauspieler genug.

Was macht Merz aus? Welche Ticks, welche Besonderheiten hat er? Sie beobachten ihn ja genau…

Ich habe dieses Jahr tatsächlich alle Duelle und Quadrelle angeschaut. Die Sprache fällt mir beispielsweise auf: Das g wird zum k, die st-Laute zischen, das g wird manchmal zum ch, wenn er „Weeeech“ sagt. Außerdem prägt ihn diese Kopfhaltung mit der leicht nach unten gezogenen Nase. Er schiebt auch sein Becken nach vorne, die Schultern sind leicht eingerollt. Am Anfang habe ich von dieser gerunzelten Stirn nach einem langen Probentag Kopfweh bekommen.

Können Sie noch seine Interviews oder TV-Duelle unbefangen ankucken?

Ich schaue da mit der Neugier eines Insektenforschers drauf.

Treffen Sie ihn? Haben Sie mal um ein Kennenlernen gebeten?

Ich habe mich noch nicht getraut, ihn mal zu fragen. Und jetzt hat er vermutlich gerade genug zu verhandeln. Ich hoffe, dass er demnächst mal selbst zum Nockherberg kommt. Eingeladen ist er.

Wenn man ihn am Nockherberg für Millionenpublikum verkörpert, in seine Rolle schlüpft – muss man ihn dann irgendwie auch mögen?

Nö, ich glaube nicht. Es ist eine Rolle. Die Figur muss stimmen, die Pointen müssen getimed sein, darauf kommt es am Nockherberg an.

Als Sie sich beim Casting mit einem Video um die Rolle beworben haben – stimmt es, dass Sie eigens zum Friseur gegangen sind?

Ja. Es war ein E-Casting. Ich habe zuhause ein Video als Merz aufgenommen. Damals hatte ich mittellange blonde Haare. Ich habe also meinen Friseur angerufen und gesagt: „Ich brauche nen Merz auf dem Kopf. Hast Du Zeit?“ Er hat mir die Haare zum Stiftlkopf rasiert und dunkel gefärbt. Nur den Püschel vorne haben wir beim ersten Mal weggelassen.

Wie lange brauchen Sie jetzt vor dem Auftritt in der Maske, um Merz zu werden?

Anderthalb Stunden. Letztes Jahr sogar fast zwei Stunden, der Kleber hat irgendwie nicht gehalten. Da braucht man wirklich Sitzfleisch in der Maske.

Die Wahl liegt ja jetzt ganz kurz zurück. Hofft man als Nockherberg-Double: Hoffentlich wird der Merz Kanzler, dann wird meine Rolle größer?

Puh. Ich sage mal so: Ich mache das sehr gerne hier am Nockherberg, ich finde das sehr schön. Zu ungefähr einem Prozent freue ich mich, dass es für ihn geklappt hat. Aus meiner politischen Haltung heraus hätte ich mir jemand anderen gewünscht.

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