Studie zeigt: Fernwärmeprojekt für Marquartstein rentabel

von Redaktion

55 Kunden in der Anfangsphase – Kosten liegen bei knapp 2,8 Millionen Euro – Entscheidung in einer der nächsten Sitzungen

Marquartstein – Ein Biomasseheizkraftwerk könnte Marquartstein künftig mit Fernwärme versorgen. Die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie wurden nun in der Gemeinderatssitzung vorgestellt. Eine Entscheidung traf der Gemeinderat jedoch noch nicht.

Schon vor einigen Jahren, so Bürgermeister Andreas Scheck, wurde ein Anlauf für ein Biomasse-Heizwerk unternommen, was jedoch wieder im Sand verlaufen sei. Vergangenen Mai hatte der Gemeinderat dann die Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Firma Aqotec kümmerte sich um die technische Planung, das Team um Wolfgang Wimmer vom Biomassehof Achental übernahm, da Marquartstein Mitglied im Ökomodell Achental ist, die Kundenansprache.

Rund 40 Gespräche führte das Projektteam, wobei verstärkt sogenannte „Anker“-Abnehmer kontaktiert wurden. Bei den weiteren möglichen Abnehmern wurden Erfahrungswerte herangezogen.

Letztlich zeigte sich, dass es in der ersten Ausbaustufe 55 Kunden geben könnte. Im Wesentlichen umfasst der erste Bauabschnitt das Gewerbegebiet, die südlich davon gelegenen Gebäude sowie einige Abnehmer im Ortszentrum.

Öl-Ersparnis:

410000 Liter pro Jahr

Wie Wimmer ausführte, könnten durch die Biomasse-Fernwärmeversorgung im ersten Bauabschnitt bereits 410000 Liter Heizöl im Jahr eingespart werden. Der Bedarf an Hackschnitzeln liege bei 7000 Schüttraum-Metern. Was zu einer jährlichen Reduzierung von 840 Tonnen Kohlendioxid führen würde.

Der Kunde hätte die Vorteile, dass er keine eigene Feuerstelle mit Brennstoffen mehr im Haus braucht und durch die Fernbetreuung sein Haus individuell heizen kann, was besonders in der Urlaubszeit interessant sei. Der Hausbesitzer, der sich vom Biomasseheizwerk mit Wärme versorgen lässt, bekommt nur einen kleinen Wärmetauscher mit Regeltechnik in sein Haus.

Die veranschlagten Kosten für das Fernwärmeprojekt liegen bei knapp 2,8 Millionen Euro – für die Anlage mit Gebäuden rund 1,2 Millionen Euro, für das Rohrnetz gut 1,4 Millionen Euro. Das Heizwerk würde mit einem 1000 Kilowatt Biomasse-Kessel für die Grundlast und einen 2000 Kilowatt Öl-Kessel für die Spitzenlasten und für eventuellen Ausfall ausgestattet. Doch sei das Ziel, beim ersten Bauabschnitt die Energie zu 98 Prozent aus Biomasse zu erzeugen, sagte Wimmer.

Über einen eventuellen Standort und die Optik des Gebäudes wollte Peter Lloyd mehr erfahren. Wie so ein Gebäude aussehen könnte, zeigte Wimmer anhand einiger Fotos aus Gemeinden der näheren Umgebung. Ein möglicher Standort könnte nördlich vom Gewerbegebiet sein. Es mache Sinn, einen zukunftsfähigen Standort zu suchen und lieber klein zu beginnen, um von Anfang an wirtschaftlich zu sein. Eine spätere Erweiterung sei besser, als zu Beginn ein zu großes Gebäude zu errichten, so Wimmer.

Ab wann sich die angedachte Anlage nicht mehr rentiert, wollte Veronika Memminger wissen. Welche Kosten auf den Kunden zukommen, fragte Katja Kink. Nach jetzigen Kenntnissen könne das Projekt auch dann noch wirtschaftlich realisiert werden, wenn einige Kunden abspringen würden. In Marquartstein herrsche für eine solche Anlage eine „komfortable Situation“, so Wimmer. Der Kunde müsse nach einer einmaligen Anschlussgebühr später nur noch die Kosten für die verbrauchte Wärme zahlen. Die Übergabestation, der Wärmetauscher, bleibe im Eigentum des Versorgers.

Wenn als Betriebsform eine Betreibergesellschaft geschaffen werden muss, vertritt Scheck die Ansicht, dass sich die Gemeinde hierbei einbringen und beteiligen sollte. In einer der nächsten Sitzungen soll es zu einem Beschluss kommen, wie die Gemeinde weiter verfahren will.

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